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Archivale 03/2009 - Die „Lauenburgische Zeitung“

Vielen ist die Zeitung für einen gelungenen Start in den Tag ebenso wichtig wie frischer Kaffee und knusprige Brötchen. Zwar heißt es, dass nichts so alt und damit so langweilig sei wie die Zeitung von gestern, die Archivarbeit zeigt aber immer wieder, dass die Zeitung von vorgestern doch schon wieder einen ganz besonderen zumindest nostalgischen Reiz ausübt. Als Quelle für die lokale Geschichtsschreibung kommt der Zeitung eine große Bedeutung zu. 

Ratzeburg hat eine lange Tradition als Zeitungsstadt. Schon 1772 gab der Buchdrucker Zacharias Hinrich Gläser auf dem Domhof eine Zeitung heraus, die den Titel „Neue politische Zeitung“ trug. Das Blatt, das nicht mehr als vier Seiten umfasste und zweimal wöchentlich erschien, ist leider nur in wenigen Exemplaren erhalten geblieben. 

1814 gründete der aus Lauenburg stammende Johann Georg Christian Freystatzky in Ratzeburg seine eigene Buchdruckerei, die zunächst ihren Sitz in der Domstraße (heute Nr. 29) und nach dem Tod des Gründers in der Kleinen Wallstraße hatte. 1818 erhielt Freystatzky das Privileg des dänischen Königs, einen Volkskalender (Vorläufer des Kreiskalenders) und ein Wochenblatt herauszugeben. Das Wochenblatt erschien ab dem 3. Oktober 1818 unter dem Titel „Privilegierte Lauenburgische Anzeigen“ jeweils am Mittwoch und Sonnabend. Politische Nachrichten durften darin generell nicht veröffentlicht werden. Erst 1857 wurde dieses Verbot aufgehoben und die Zeitung erschien von nun an als „Lauenburgische Zeitung“. 


Mit dem neuen Namen änderte sich auch das Format des Blattes, das der Herausgeber „zu einem Volksblatt gestalten“ wollte. 1876 wurde der Sitz der Druckerei in die Langenbrücker Straße verlegt.

Die Zeitung erhielt 1885 ein nochmals vergrößertes Format, das sie bis zum  Einstellen ihres Erscheinens beibehielt, und erschien jetzt dreimal wöchentlich. Um während des Ersten Weltkriegs das Interesse der Leserschaft an schneller Information von den Fronten zu befriedigen, wurde die Zeitung 1915 auf ein tägliches Erscheinen umgestellt. 

 

In der Zeit des Nationalsozialismus berichtete die Zeitung, die von 1900 bis 1935 von ihrem deutschnationalen Verleger Bruno Raute geprägt wurde, bald im Sinne der neuen Machthaber. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die „Lauenburgische Zeitung“ mit der Möllner Zeitung zusammengelegt, erschien aber weiterhin unter dem alten Titel in Ratzeburg bis Ende 1944. Vom 2. Januar 1945 an wurden dann alle lauenburgischen Zeitungen zur „Lauenburgischen Landeszeitung“ zusammengefasst. 

Nach dem Ende der Lizenzpflicht für deutsche Zeitungen konnte auch die „Lauenburgische Zeitung“ am 1. Oktober 1949 wieder erscheinen. Sie trug anfangs den Untertitel „Holsteiner Tageblatt". Überparteiliche Zeitung für Mölln, Ratzeburg und das gesamte Kreisgebiet“.

In dieser Form hat die Zeitung bis zum 30. Juni 1958 bestanden. Dann stellte sie aus wirtschaftlichen Gründen ihr Erscheinen ein – Die Versorgung mit Nachrichten aus der Region hatte sich auf die Lübecker Zeitungen verlagert.  

Im Stadtarchiv sind folgende Jahrgänge vorhanden: 1901-21, 1923, 1931, 1933-1935. 1949 (Okt.-Dez.), 1950-1957, 1958 (Januar-Juni). Weitere Jahrgänge liegen im Kreisarchiv Ratzeburg (Am Markt 10).