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05.02.2016

Den Flüchtlingen zur Seiten ...
Esmat Shirazi unterstützt die Ratzeburger Willkommenskultur als hauptamtliche Kraft

Den Flüchtlingen zur Seiten …
Esmat Shirazi unterstützt die Ratzeburger Willkommenskultur als hauptamtliche Kraft 

Die Stadt Ratzeburg hat seit einigen Wochen hauptamtliche Unterstützung bei der Betreuung von Flüchtlingen bekommen. Esmat Shirazi, jahrelang für das Diakonische Werk in der Aufnahmeeinrichtung des Kreises in Gudow tätig, bringt ihre Erfahrung jetzt in die Arbeit der Ratzeburger Willkommenskultur ein, eine Erfahrung, die auch ganz persönliche Bezüge hat. Esmat Shirazi ist Mitte der 90er Jahre selbst aus dem Iran geflohen und hat mit ihrem Sohn all die Stationen einer Asylsuchenden durchlaufen, zu einer Zeit, als es allerdings kaum Unterstützung durch Willkommensinitiativen gab.


Immer in Aktion für die Belange der Flüchtlinge in Ratzeburg
Esmat Shirazi

"Ich habe eine gute Vorstellung davon, wie es den Menschen geht, die aus Not ihre Heimat und damit ihr altes Leben verlassen. Alles ist fremd und jeder Schritt unendlich mühsam. Man ist so dankbar für jede helfende Hand, jedes Lächeln." Auf helfende Hände kann Esmat Shirazi in Ratzeburg zahlreich zurückgreifen. Mehr als 170 Menschen engagieren sich ehrenamtlich in der Willkommenskultur Ratzeburg, als Alltagspartner, Sprachhelfer, in der Fahrradwerkstatt, im Begegnungscafé oder in der Hallenunterkunft. "Es ist so beeindruckend, wie groß die Hilfebereitschaft in Ratzeburg ist und wie einfach Begegnung dort klappt", berichtet Esmat Shirazi und führt als Beispiel das regelmäßige gemeinsame Kochen mit den Bewohner der Turnhalle an, das eine ehemalige Lehrerin der Grundschule anleitet und allen viel Freude bereit. 


Beim gemeinsamen Backen und Kochen lernt man sich kennen und verstehen
Oghrad (li.) und Golam (re.) aus Afghanistan (li.) zusammen Monika Töppler

Das Aufgabenspektrum von Esmat Shirazi lässt sich mit der Bezeichnung "Mädchen für alles" tatsächlich am besten beschreiben. Sie sucht die überwiegend dezentral untergebrachten Flüchtlinge in ihren Wohnungen auf, schaut, ob sich alle zurecht finden und hat immer ein Ohr für all die unterschiedlichen Anliegen, die auftreten können. Da sind die Fragen nach einem Sprachkurs, die Schulanmeldung für die Kinder, amtliche Schreiben, die nicht verstanden werden, Einkaufstipps, Hinweise auf Sportangebote und immer wieder auch Erklärungen, was in Deutschland wichtig ist und wie man sich zu verhalten hat. Eigentlich ein 24 Stunden-Job und zuweilen auch zu ungünstigen Zeiten, wenn eine Krankenhausbehandlung ansteht oder auch mal ein Streit zu schlichten ist. Esmat Shirazi widmet sich all diesen Herausforderung immer mit Ruhe und sucht Lösungen zu finden, eine Art, die ihr viel Vertrauen bei den Flüchtlingen verschafft. 

"Allerdings", sagt sie, "hängt der Erfolg meiner Arbeit vor allem von der Unterstützung der vielen Alltagshelferinnen und -helfer ab, die so viele Wege gehen und die Flüchtlinge umsichtig begleiten". Esmat Shirazi weiß aber auch, dass ein Großteil der Arbeit noch vor ihr und der Willkommenskultur liegt, die zukünftige Integration der Neubürger, die nicht nur mit allein mit dem Spracherwerb getan ist. Es gilt Perspektiven zu entwickeln, sowohl beruflich, als auch für das gesellschaftliche Zusammenleben. Genau hier sieht sie auch ihre Motivation: "Ich möchte, dass die Menschen schneller bei uns Wurzeln schlagen und ankommen können, als es bei mir möglich war." Gerade ihre eigenen Erfahrungen möchte sie in die weitere Integrationsarbeit der Willkommenskultur Ratzeburg einfließen lassen. Die Möglichkeit, eine hauptamtliche Unterstützung in der Flüchtlingshilfe bereitzustellen, wurde der Stadt durch die Integrationspauschale des Landes eröffnet, eine Investition die sinnvoll und notwendig ist, wie Bürgermeister Rainer Voß bestätigt.