Seiteninhalt
13.10.2015

"Auf der richtigen Seite des Zauns"

Jugendtheaterprojekt der Volkshochschule Ratzeburg begeistert Publikum mit berührenden Szenen
zu Flucht und Asyl

Mit stehenden Ovationen quittierten rund 150 Zuschauerinnen und Zuschauer am vergangenen Freitag die szenischen Darbietungen des Jugendtheaterprojektes der Ratzeburger Volkshochschule "Auf der richtigen Seite des Zauns" in der Aula der Lauenburgischen Gelehrtenschule und zeigten so ihre Begeisterung über die schauspielerischen Leistungen der Gruppe aus deutschen Jugendlichen sowie Flüchtlingen aus Syrien und Eritrea. 

Zahlreiche Facetten des Thema "Flucht und Asyl" wurden auf der Bühne nachgestellt, wie Gedanken zur Flucht aus dem arabischen Übersetzt ins Deutsche, der steinige Weg eines Flüchtlings durch den Dschungel der deutschen Bürokratie, das Spannungsfeld von Willkommenskultur und Ausländerfeindlichkeit oder die Darstellung des erzwungenen Lebensstillstandes und der deprimierenden Langeweile in einem Flüchtlingsalltag. Szenen, die vielfach bewegten, aber auch Szenen, in denen auch immer wieder das Thema "Hoffnung" anklang, die Hoffnung auf ein besseres Leben, auf Freiheit, auf ein menschlichen Umgang.

Die Darstellerinnen und Darsteller sowie wie Theaterpädagogin Nadeshda Gerdt, die das Stück auch als Regisseurin begleitete, zeigten sich von dem großen Zuspruch des Publikums und die zahlreichen Fragen, die sich anschlossen, überwältigt:

"Meistens ist man als Regisseurin nie zu 100% von der eigenen Arbeit überzeugt, wobei ich bei diesem Projekt das Gefühl hatte, eine sehr authentisches und nachdenkliches Stück mit der Gruppe entwickelt zu haben. Aber als das Publikum aufstand zum Applaudieren, war ich zu Tränen gerührt. Ein großartiges Lob für die SchauspielerInnen", sagte Nadeshda Gerdt.

Bereits einige Tage zuvor hatte die Jugendtheatergruppe ihr Stück, welches sie im Zuge einer wochenlangen Spurensuche zu Gründen, Umständen und Geschichten von Flucht selbst entwickelt hatten, vor den 8. und 9. Klassen der Lauenburgischen Gelehrtenschule gezeigt und auch dort viele Fragen aufgeworfen, die sich insbesondere auch an die Darsteller aus Syrien und Eritrea richteten.

Silvia Tessmer von der Volkshochschule Ratzeburg, auf deren Initiative das Projekt über eine Förderung des Deutschen Volkshochschulverbandes aus den Mittel des Kinder und Jugendplanes des Bundes (KJP) und unterstützt vom Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend angestoßen wurde, lobte die konzentrierte gemeinsame Arbeit des jungen Ensembles und das beeindruckende Bühnenergebnis.

"Es freut mich sehr, wie motiviert und interessiert unsere deutschen Teilnehmer*innen zum Thema ´"Flucht und Asyl" auf den verschiedenen Exkursionen in eine Sammelunterkunft, zur Ausländerbehörde sowie bei den Gesprächen zum rechtlichen Rahmen von Asyl und Asylverfahren oder auch zum Kirchenasyl recherchiert haben. Aber am meisten freue ich mich darüber, dass sie sich während des Theaterprojektes mit den jungen Flüchtlingen aus Syrien und Eritrea wirklich angefreundet haben, so einfach, wie sich junge Menschen heute begegnen können, über ihre Musik, gemeinsames Essen, Google-Übersetzer und WhatsApp", sagte Silvia Tessmer

Nach Willen der Theatergruppe soll das Stück "Auf der richtigen Seite des Zauns" noch weiter aufgeführt werden, vor allem in Schulen, um dort zum Thema Flucht und Asyl ins Gespräch zu kommen.


"Es war eine großartige Sache mit den Flüchtlingen zusammenarbeiten, sie kennenzulernen, denn in der ganzen großen Diskussion über Asyl in Deutschland fehlt vielen Leuten einfach die persönliche Erfahrung mit diesen Menschen. Asylkritiker, aber auch Befürworter pauschalisieren häufig, was grundsätzlich den offenen Dialog zerstört, egal welchen Standpunkt man vertritt", zog Leopold Köppen, Teilnehmer im Theaterprojekt, für sich Bilanz

Parallel zum Projekt wurde mit Unterstützung des Videofilmers Jens Butz das gesamte Theaterprojekt filmisch dokumentiert und wird in Kürze auf den bekannten Internetplattformen zu sehen sein.

Fotos: Jens Butz