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12.04.2021

Stadtarchivar Christian Lopau legt jährlichen Archivbericht vor

Ratzeburgs Stadtarchivar Christian Lopau hat vergangene Woche den Mitgliedern des Hauptausschusses seinen jährlichen Archivbericht vorgelegt."Das Jahr 2020 konnte vor allem dazu genutzt werden, die Bestände nach dem Umzug wieder so weit zu ordnen, dass Sie allen Interessierten wieder zur Benutzung zur Verfügung stehen. Die gestiegenen Benutzerzahlen zeigen, dass von dieser Möglichkeit auch Gebrauch gemacht wurde", zog Christian Lopau eine durchaus positive Bilanz für die Aktivarbeit im schwierigen Coronajahr.

Entwicklung des Stadtarchives

Nachdem der Transport der für den Umzug bestimmten Bestände in die neuen Räumlichkeiten in der Großen Kreuzstraße 7 zum Jahresende 2019 abgeschlossen werden konnte, standen die ersten Wochen des Jahres 2020 im Zeichen des Einräumens und der Sortierung der Archivalien in den neuen Räumen. Im Februar waren die Bestände für Benutzerinnen und Benutzer wieder zugänglich. Auch die NDR „Welle Nord“ berichtete über den Archivumzug. Zahlreiche Reaktionen auf die Pressemeldungen über den Umzug zeigten, dass viele Bürgerinnen und Bürger sich erfreut über die Entwicklung zeigten. Die gestiegene Zahl der Archivnutzungen vor Ort zeigt, wie wichtig dieser Schritt war. Das vorhandene Mobiliar im neuen Archiv konnte durch Arbeitstische ergänzt werden. Im November wurde die Beleuchtung durch den Einbau weiterer Lampen deutlich verbessert. Außerdem wurde eine Rauchmelde- und Alarmanlage installiert.

Um in Zeiten der Abwesenheit des Stadtarchivars die Nutzung des Archivs gewährleisten zu können, wurde ein „Orientierungsplan Stadtarchiv“ aufgestellt. Der bisherige Lagerraum im ehemaligen Lehrerzimmer der Ernst-Barlach-Schule wurde zwischen April und Juli zu einem Magazinraum umgestaltet. Durch den Aufbau von einfachen Baumarktregalen konnten hier bislang 160 Regalmeter Lagerfläche geschaffen werden. Die in der Ernst-Barlach-Schule verbliebenen Unterlagen (überwiegend jüngeres Verwaltungsschriftgut) konnten so ebenfalls weitgehend ausgepackt und wieder zugänglich gemacht werden. Die Einrichtung dieses Außenmagazins soll durch den Aufbau zusätzlicher Regale im Frühjahr 2021 abgeschlossen werden.

Inhaltliche Schwerpunkte der Archivarbeit

Ein inhaltlicher Schwerpunkt der Archivarbeit war das Projekt der Info-Tafeln im Stadtgebiet, das in enger Zusammenarbeit mit Frau Katrin Jester (Tourist-Info) und Herrn Hartwig Fischer (Heimatbund und Geschichtsverein Ratzeburg) fortgesetzt wurde. Die ersten fünf Tafeln konnten mit einem Rundgang am 23. Oktober offiziell eingeweiht werden. Die Standorte dieser ersten Tafeln befinden sich auf dem Marktplatz, am Rathaus (2), an der Schlosswiese und im Kurpark. Ein zusätzliches Informationsangebot zu den Bildern und Texten auf den Tafeln sind die jeweiligen Podcasts, die über einen QR-Code abgerufen werden können.


Das digitale Angebot zu historischen Themen auf der Internetseite der Stadt wurde  durch neue Beiträge in der Rubrik „Archivale des Monats“ erweitert. Am 8. Januar kamen die Niederdeutsch-Beauftragten des Kreises Herzogtum Lauenburg im Ratzeburger Rathaus zusammen. Mit einem plattdeutschen Vortrag des Stadtarchivars wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Zusammenkunft mit den Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten der Inselstadt bekannt gemacht.

Trotz der Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie konnten auch im weiteren Lauf des Jahres einige öffentliche Veranstaltungen stattfinden.
Der Vortrag über »Ratzeburg als Bildungsstandort« konnte zwar nicht wie geplant im Rahmen der Dienstagsvorträge der Volkshochschule gehalten werden, wurde aber als Podcast auf die Internetseite der Stadt gestellt.


Ohne Schwierigkeiten konnten zwei geführte Jogging-Touren am 10. August und am 5. September abgehalten werden. Die erste Tour stand unter dem Motto „Tatort Ratzeburg“ und führte zu Orten der Ratzeburger Kriminalgeschichte. Die zweite Tour widmete sich dem Thema „Lost Places“. Am 21. Oktober wurde im Rahmen einer Zusammenkunft der Initiative „Omas gegen Rechts“ im Kulturzentrum in Sterley ein Vortrag zur Geschichte der Juden im Herzogtum Lauenburg gehalten. Diesem Vortrag schloss sich ein Pressetermin vor dem ehemaligen Wohnhaus der Ratzeburger Familie Rosenberg am 9. November, dem Jahrestag der Reichspogromnacht, an. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Tourist-Info wurde auch in diesem Jahr fortgesetzt. Am 19. Februar fand eine Besprechung mit allen Stadtführern im Ratssaal statt. Ein Thema, das zu diesem Termin dargestellt wurde, war das „Barber-Ljaschtschenko-Abkommen“ aus dem November 1945, das für die Geschichte des Kreises Herzogtum Lauenburg besondere Bedeutung hatte.

Die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tourist-Info wurden am 4. März bei einer Führung „Auf den Löwenspuren“ mit der Geschichte der Stadt und historisch bedeutsamen Gebäuden und Orten vertraut gemacht. Bei einer Fahrradtour am 28. Oktober wurde den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die „Grenztour“ zum Grenzhus in Schlagsdorf vorgestellt. Dort präsentierte Dr. Andreas Wagner den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die neugestaltete Sammlung des Museums und erläuterte die Arbeit seines Hauses.  Mit der Tourist-Info und der Volkshochschule (VHS) wurde ein Kurs zur Ausbildung neuer Stadtführer vorbereitet, der im Rahmen der VHS im Herbstsemester angeboten werden sollte. Neben stadtgeschichtlichen Vorträgen waren Führungen durch die Stadt, den Dom, die St. Petri-Kirche und die Museen als Teil des Kurses geplant. Auch Grundlagen von Präsentation und Rhetorik sollten den angehenden Gästeführern vermittelt werden. Dieser Kurs wurde auf das Jahr 2021 verschoben.

Das Stadtarchiv verzeichnete im Jahr 2020 insgesamt 182 Nutzungen. Damit hat sich die Zahl gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt (2019: 92 Nutzungen, 2018: 109). Aus dem Standesamt wurden Anfang Januar diejenigen Personenstandsbücher und Sammelakten übernommen, die mit Ablauf des vergangenen Jahres Archivgut geworden sind. Im März wurden Schulakten in der Grundschule Vorstadt durchgesehen und in Auswahl in das Archiv übernommen. Aus dem Bereich „Stadtmarketing und Tourismus“ wurden Anfang April Akten in das Stadtarchiv übernommen. Die im Vorjahr aus der Personalabteilung übernommenen Akten wurden bewertet. Ein umfangreicheres Forschungsprojekt befasst sich mit „Testamenten, Stiftungen und Legaten“ in der Geschichte der Stadt Ratzeburg.

Auch der Beirat der Hans-Jürgen-Wohlfahrt-Stiftung kam nach zweijähriger Unterbrechung am 24. August wieder zu seiner jährlichen Sitzung zusammen. Da der Nachlass des Fotografen nach dem Archivumzug wieder zugänglich ist, wurde der Stiftung die Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt wieder zuerkannt.

Ausblick auf die Archivarbeit in 2021

Der Prämonstratenser-Orden, der mit der Geschichte des Bistums Ratzeburg eng verbunden ist, feiert im Jahr 2021 sein 900-jähriges Bestehen. In Magdeburg, dem historischen Zentrum des Ordens, wird dazu eine große Sonderausstellung zu sehen sein. Die „Kulturstiftung Kaiser Otto Magdeburg“, bereitet zusammen mit dem Kulturhistorischen Museum Magdeburg außerdem ein „Korrespondenzort-Projekt“ vor, in das weitere Städte und Orte eingebunden werden, die für die Geschichte der Prämonstratenser von Bedeutung waren. Ratzeburger ist einer dieser Korrespondenz-Orte. Eine Arbeitsgruppe der Domkirchgemeinde bereitet ein Programm für den kommenden Herbst vor und hat das Stadtarchiv zur Mitarbeit eingeladen. Mehrere vorbereitende Treffen haben bereits stattgefunden.

Die Prämonstratenser in Ratzeburg - Teil 1

Die Prämonstratenser in Ratzeburg - Teil 1

Die Prämonstratenser in Ratzeburg - Teil 2

Die Prämonstratenser in Ratzeburg - Teil 2

Die Prämonstratenser in Ratzeburg - Teil 3

Die Prämonstratenser in Ratzeburg - Teil 3

Die Prämonstratenser in Ratzeburg - Teil 4

Die Prämonstratenser in Ratzeburg - Teil 4

Die Prämonstratenser in Ratzeburg - Teil 5

Die Prämonstratenser in Ratzeburg - Teil 5



Quelle: Stadtarchiv Ratzeburg - Stadtarchviar Christian Lopau