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18.07.2018

Ein überraschender Besuch im Ratzeburger Rathaus nach 45 Jahren

Ein Spontanbesuch im Ratzeburger Rathaus ließ am vergangenen Freitag Ratzeburger Stadtgeschichte überraschend lebendig werden. Elisabeth Klement, ungarischer Herkunft, allerdings 1945 in Ratzeburg geboren, besuchte das dritte Mal in ihrem Leben die Inselstadt, zu der sie bis heute in eine besondere Verbundenheit spürt. Ihre Lebensgeschichte ist mit den Wirren des 2. Weltkrieges verwoben. Ihr Vater war ungarischer Offizier und gelangte, zusammen mit seiner schwangeren Frau Elisabeth in den letzten Kriegsmonate ins Lauenburgische. Dort endete auch für ihn der Krieg und ließ in Ratzeburg stranden. Einquartiert im Hotel Fürst Bismarck in der Großen Kreuzstraße 10, konnten sich das Paar bald über die Geburt ihrer Tochter Elisabeth Baltringer Ferencné freuen, die nach eigenen Angaben nur die ersten Lebensmonate in Ratzeburg verbrachte, bevor die Familie wieder in die ungarische Heimat, in die Nähe von Budapest, zog.

Als junge Frau wurde Elisabeth zunehmend neugierig über den eigenartigen Eintrag ihres Geburtsort und nahm Anfang der Siebziger Jahre, in der Zeit der Ost-West-Annäherung in der Kanzlerschaft Willi Brandt, von sich aus Kontakt mit dem Ratzeburger Rathaus auf. Dort wurde ihre Anfrage mit großem Interesse wahrgenommen und es folgte eine Einladung seitens des Fremdenverkehrsamtes. 1973 durfte Elisabeth Klement tatsächlich zu einem Besuch ausreisen und wurde von Bürgermeister Dr. Peter Schmidt im Rathaus empfangen, der sie anschließend auch während ihres Aufenthaltes begleitete. Sie wohnte wieder im Hotel „Fürst Bismarck“ und zwar in dem Zimmer, in dem sie selbst geboren wurde.  Elisabeth Klement erinnert sich bis heute daran: "Bürgermeister Dr. Schmidt war so gastfreundlich und zeigte mir nicht nur Ratzeburg und meinen ersten Wohnort, sondern auch das benachbarte Lübeck." Dieser Besuch blieb Elisabeth Klement unvergessen, wie auch der Wunsch, noch einmal zurück zu kehren.

1982 änderte sich ihr Leben dramatisch. Zusammen mit ihren Eltern reiste Elisabteh Klement in die Bundesrepublik, offiziell für einen gemeinsamen Familienurlaub, allerdings bereits im Vorwege geplant ohne Rückfahrkarte. Sie ließen sich in Baden-Württemberg nieder, wo es seitens ihres Vaters, als Donauschwabe, familiäre Beziehungen gab. Elisabeth Klement lebt noch heute in Sinzheim, ist Mutter zweier erwachsener Kinder, die von ihrem Herzenswunsch erfuhren und ihr jetzt diese erneute Reise nach Ratzeburg zum Geschenk machten. Und so fragte Elisabeth Klementm 45 Jahre nach ihrem letzten Besuch im Rathaus an, ob sie ganz kurz einmal den Bürgermeister stören dürfe, um ihm Bilder ihres ersten Besuchs in Ratzeburg zu zeigen.

Die Geschichte, die Bürgermeister Rainer Voß dabei erfuhr, veranlasste ihn, umgehend Dr. Peter Schmidt zu kontaktieren und ihn ins Rathaus zu bitten. Dieser zeigte sich sichtlich überrascht und erfreut und erklärte sich sofort bereit, Elisabeth Klement noch einmal, wie vor 45 Jahre, zu ihrem Geburtshaus in der Großen Kreuzstraße, dem ehemaligen Hotel Fürst Bismarck, dem heutigen Seniorenwohnsitz gleichen Namens, zu begleiten.

Einladungsschreiben des städtischen Fremdenverkehrsamtes von 1973