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07.10.2018

Jahrestagung der Luther-Akademie im Ratzeburger Rathaus

"Crux sola est nostra theologia ... das Kreuz allein ist unsere Theologie"

Die Luther-Akademie Sondershausen-Ratzeburg e.V. traf sich vergangene Woche zu ihrer Jahrestagung in Ratzeburg, um an drei Tagen über die Kreuzestheologie Martin Luthers zu diskutieren. "Crux sola est nostra theologia ... das Kreuz allein ist unsere Theologie", stellte Martin Luther in seiner zweiten Vorlesung über die Psalmen 1519 fest mit Bezug auf die in der "Heidelberger Disputation" 1518 formulierten Theologie, die das Kreuz Christi in den Mittelpunkt stellt und Lehre und Leben der Kirche daran misst. Luther knüpfte dabei unmittelbar an Kernaussagen des Apostels Paulus anund sah die Kreuzestheologie als Gegensatz zu einer scholastisch-spekulativen „Theologie der Herrlichkeit“. Diese spekuliere lebensfern über Gottes Sein und spreche der Kirche einen sakramentalen Heilsbesitz zu, während die Kreuzestheologie auf dem Weg der Sündenerkenntnis zur Annahme der Erlösungsgnade Christi anleite und die Kirche lediglich als Geschöpf und Werkzeug der Botschaft vom Kreuz verstehe.

Aus Sicht der Tagungsgäste, die aus dem gesamten Bundesgebiet, aber auch aus Dänemark und Norwegen anreistensei dies nach wie vor eine hochaktuelle Themenstellung der Theologie, die nicht nur zum 500. Jubiläumsjahr der Heidelberger Disputation zur Besinnung auf die immer auch praktisch, seelsorgerisch ausgerichtete und gestaltgebende Glaubenslehre Luthers anrege, sondern auch neue Brisanz erhalte in der aktuellen (Streit-)Frage der Heilsbedeutung des Todes Jesu Christi. In zahlreichen Vorträgen namhafter Theolog*innen und anschließenden Diskursen wurde im Ratssaal des Rathauses intensiv zu den Themen der Kreuzestheologie gearbeitet, immer verbunden, ganz im Sinne Luthers, mit praktischer Glaubensausübung im benachbarten Ratzeburger Dom.


Höhepunkte der Jahrestagung waren die Einführung von Landesbischof Frank Otfried July aus Stuttgart in das Amt des Akademiepräsidenten (2.v.l.)und die Verabschiedung des scheidenden Präsidenten Bischof i.R. Dr. Dr. h.c. Hans Christian Knuth(4.v.l.) sowie die Verleihung der Nachwuchsförderpreise für Lutherforschung. Auch Bürgermeister Rainer Voß (von links), Pröpstin i.R. Dr. Monika Schwinge, Dr. Rainer Rausch (von rechts), Prof. Dr. Bo Kristian Holm und Prof. em. Dr. Oswald Bayer dankten Bischof Knuth für sein Engagement als Präsident der Lutherakademie.

Die Luther-Akademie Sondershausen-Ratzeburg e.V.  ging im Herbst 2003 aus dem Zusammenschluss der Vereine Luther-Akademie Sondershausen e. V.  (Thüringen) und Luther-Akademie e. V. Ratzeburg (Schleswig-Holstein) hervor und hat ihren Sitz in Ratzeburg. Die Luther-Akademie Sondershausen hatte ihre Wurzeln in der apologetischen Arbeit der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts und wurde 1932 gegründet. Die Luther-Akademie Ratzeburg ging aus den deutsch-skandinavischen Theologentagungen hervor und wurde 1975 in Ratzeburg gegründet. Beide Akademien waren kirchlich-theologisch der lutherischen Reformation verpflichtet, für beide Akademien waren in ihrer Arbeit die Kontakte zu nordischen Kirchen und Theologen wichtig, beide Akademien haben ihre Arbeit in ökumenischer Verantwortung wahrgenommen. Konkret widmet sich die Luther-Akademie Sondershausen-Ratzeburg e.V. der Wissenschaft und des geistigen Lebens in der Tradition eines lutherischen Glaubens- und Weltverständnisses und in ökumenischer Verantwortung, beteiligt sich an der wissenschaftlichen Erforschung der lutherischen Reformation , führt die offensive Auseinandersetzung mit den geistigen Strömungen der Gegenwart, sucht den Dialog über die Bestimmung gesellschaftlicher, humaner und religiöser Werte, pflegt eine lutherischen Spiritualität in Gottesdienst und gemeinschaftlichem Leben und fördert die Zusammenarbeit mit nordischen Theologinnen und Theologen sowie weiteren Gelehrten weltwei