Unsachgemäß entsorgte Feuchttücher werden im Klärwerk zum kostspieligen Problemfall

Der zunehmende Einsatz von Feuchttüchern in den Haushalten, als einfache und effiziente Reinigungshilfe beworben, wird bei vielen Klärwerken zunehmend zu einem kostspieligen Problemfall. Maßgeblich ist die unsachgemäße Entsorgung, die von vielen Nutzer*innen dieser Haushaltshilfen oft in Unkenntnis in der Toilette erfolgt. Feuchttücher können sich aufgrund ihres Feuchtigkeitsgehaltes und ihrer verklebten Vliesstruktur nicht wie trockenes Toilettenpapier im Spülwasser auflösen und verhalten sich im Abwasser wie Fäden. Im Verlauf ihres Transports durch das Rohrsystem beginnen diese Fadenstrukturen vieler Feuchttücher miteinander zu verweben und verwandeln sich so in hochstabile Zöpfe oder gar Seile. Diese Stränge haben das Potential, Rohre zu verstopfen und in Pumpwerken sowie der Kläranlage empfindliche Maschinenteile nachhaltig zu stören oder sogar zu beschädigen.

Unsachgemäß entsorgte Feuchttücher werden im Klärwerk zum kostspieligen Problemfall

Christoph Stäbler vom städtischen Klärwerk muss in regelmäßigen Abständen die verzopften Überreste von Feuchttüchern aus den Anlagen entfernen

Unsachgemäß entsorgte Feuchttücher werden im Klärwerk zum kostspieligen Problemfall

Es mehren sich Berichte aus Klärwerken bundesweit, dass Feuchttücher so zu massiven Lagerschäden von Pumpanlagen geführt haben, die einerseits den sensiblen Betrieb einer mehrstufigen Kläranlage nachhaltig stören können und teure Reparaturen nach sich ziehen. Entsprechend müssen Klärwerke zusätzliche Filtertechniken einbauen, um sich gegen solche Betriebsausfälle zu schützen, ein erheblicher Kostenfaktor, der letztlich über die Abwassergebühren im Geldbeutel aller Bürger*innen spürbar wird.

"Das Problem mit den Feuchttüchern müsste überhaupt keines sein, wenn sie dort entsorgt werden, wo sie hingehören", sagt Ratzeburgs Klärwerksleiter Richard Schubert, besorgt angesichts zahlreicher Berichte von Klärwerkskollegen. "Sie müssen ausschließlich in den Mülleimer. Das gilt auch für viele weitere Hygieneartikel, die im städtischen Klärwerk ankommen, wie auch Windeln, Q-Tips oder Binden", führt Schubert aus und wünscht sich ein weitergehendes Interesse an der kommunalen Abwassertechnik, das über die häusliche Toilette hinausgeht. 

Verzopften Überreste von Feuchttüchern nach einem Wartungsgang im Ratzeburger Klärwerk

Sehr anschaulich wird die Feuchttuchproblematik in einem Beitrag des NDR beschrieben, der unter http://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Wie-Feuchttuecher-die-Kanalisation-verstopfen,klopapier102.html einzusehen ist.