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21.03.2016

"Archivarbeit unter schwierigen Bedingungen"
Stadtarchivar Christian Lopau resümiert Archivarbeit des vergangenen Jahres in Ratzeburg

"Archivarbeit unter schwierigen Bedingungen"
Stadtarchivar Christian Lopau resümiert Archivarbeit
des vergangenen Jahres in Ratzeburg
 

Stadtarchivar Christian Lopau hat seinen Arbeitsbericht der Archivgemeinschaft „Nordkreis Herzogtum Lauenburg“ für das Jahr 2015 vorgelegt, zu der die Stadtarchive Mölln und Ratzeburg sowie die Amtsarchive Berkenthin, Breitenfelde, Lauenburgische See und Sandesneben Nusse gehören. Der Bericht skizziert die Vielfältigkeit der Archivarbeit, deren Betätigungsfelder von der Verwaltung des Archivgutes, über öffentliche Informationsveranstaltungen und  Veröffentlichungen bis zur Mitwirkung an Projekten mit historischen Bezügen sowie besonderen Jubiläen und Jahrestagen reichen.

Thematische Schwerpunkt dieser Arbeit waren im vergangenen Jahr der 70. Jahrestag zum Ende des Zweiten Weltkriegs sowie der 150. Jahrestag der Personalunion des Herzogtums Lauenburg mit dem Königreich Preußen. Vor 150 Jahren begann mit der Herrschaftsübernahme durch König Wilhelm I von Preußen die Personalunion zwischen Preußen und dem Herzogtum Lauenburg, die dann nach längeren Verhandlungen zu einer grundlegenden Modernisierung der Rechts- und Verwaltungsstrukturen des Herzogtums Lauenburg und schließlich zur Einverleibung in Preußen führte.


Stadtarchivar Christian Lopau in seinem eingelagerten Archivgut

In Ratzeburg erwies sich die Archivarbeit als unverändert schwierig. Nach dem Umzug des Stadtarchivs im Dezember 2014 liegt das Archivgut weiterhin in rund 1.200 Umzugskartons verpackt im früheren Lehrerzimmer der Ernst-Barlach-Realschule. Eine Nutzung dieser Archivalien war daher nicht möglich. Benutzerinnen und Benutzer des Archivs, die Einsicht in bestimmte Archivalien nehmen wollten, mussten auf unbestimmte Zeit vertröstet werden. Öffnungszeiten für die Benutzer des Archivs wurden unter diesen Umständen nicht angeboten. Es bestand aber die Möglichkeit, einen Termin mit dem Archivleiter zu vereinbaren. Im Herbst wurde mit der Kontrolle der raumklimatischen Bedingungen im ehemaligen Lehrerzimmer begonnen. Die gemessenen Werte lassen derzeit keine zusätzlichen Maßnahmen zur Regulierung des Raumklimas notwendig erscheinen. Um die weiteren Schritte für die endgültige Unterbringung des Archivs zu besprechen, fand eine Besichtigung der provisorischen sowie der künftigen Archivräume durch Mitarbeiter der Stadtverwaltung und des Planungsbüros Stern. Ein Termin für die Fertigstellung der neuen Archivräume steht derzeit noch nicht fest.

Trotzdem konnten einige inhaltliche Schwerpunkte weiter bearbeitet werden. So wurde die Reihe der Online-Jahreschroniken (1949-1955) fortgesetzt, da hierfür statt der „Lauenburgischen Zeitung“ der Lokalteil der „Lübecker Nachrichten“ verwendet wurde, der im Stadtarchiv Mölln vorhanden ist. Ebenso wurde die Arbeit am Friedhofsführer für Ratzeburg wurde abgeschlossen. Die Broschüre, die am 16. November der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, ist in einer Auflage von 10.000 Exemplaren erschienen und wird in Ratzeburg in den Haushalten verteilt.

Im Sommer 2014 wurde der fotografische Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt von den Erben an das Stadtarchiv Ratzeburg übergeben. Um die künftige Nutzung und den Umgang mit diesem stadtgeschichtlich bedeutenden Bildbestand zu regeln, wurde eine Ratzeburger Kanzlei um Unterstützung gebeten. Ein Entwurf sieht vor, den Nachlass in eine unselbständige Stiftung zu überführen, die bei der Stadt angesiedelt ist. Mit allen Beteiligten wurden Gespräche über die vorliegenden Entwürfe geführt.

Im Sammlungsbestand des Stadtarchivs befindet sich eine interessante Quelle. Es handelt sich dabei um das Tagebuch eines 19-jährigen Schülers der Lauenburgischen Gelehrtenschule aus den Jahren 1924/25. Diese Quelle wurde im Laufe des ersten Halbjahres transkribiert, um sie Nutzern des Archivs leichter zugänglich zu machen und vor allem für künftige Schulprojekte besser nutzen zu können.

Der Seniorenwohnsitz Ratzeburg wählte als inhaltlichen Programmschwerpunkt für das Jahr 2015 das Thema „Henny Porten und Ratzeburg“. Der Filmstar (1890-1960) lebte nach dem Zweiten Weltkrieg rund zwölf Jahre in der Inselstadt. Für die Veranstaltungsreihe wurde ein Vortrag zur Kinogeschichte des Kreises Herzogtum Lauenburg vorbereitet, der im August gehalten wurde.

Zum 150. Jubiläum der Vereinigung des Herzogtums Lauenburg mit dem Königreich Preußen wurde im Rahmen der "Dienstags-Vorträge" der Volkshochschule referiert und auch der 70. Jahrestag des Kriegsendes im Mai 1945 war Gegenstand von Vorträgen bei der Versammlung der Ruheständler der Landespolizei und beim Rotary Club Ratzeburg.

In Vorbereitung auf das Jahr 2016, in dem sich das Martyrium des Abtes Ansverus zum 950. Mal jährt, tagte mehrfach eine Arbeitsgruppe, der auch der Stadtarchivar angehört. Ein Vortrag auf den Märtyrer Ansverus aus historischer Sicht wurde im Laufe des Jahres ausgearbeitet und im Männerkreis der Domkirchgemeinde gehalten. Auch die Gästeführer der Stadt wurden in einer Fortbildungsveranstaltung auf dieses Jubiläum vorbereitet.

Als weitere Fortbildungsveranstaltung wurde eine Fahrradtour für die Gästeführer angeboten. In Zusammenarbeit mit dem Leiter des „Grenzhus“ in Schlagsdorf, Herrn Dr. Andreas Wagner, wurden die Gästeführer an diesem Nachmittag mit dem Thema „Grenze“ vertraut gemacht. Die Tourist-Information hat während der Saison diese Radtouren einmal im Monat erfolgreich angeboten. Eine vierstündige Fahrradtour zum „Grenzhus“ in Schlagsdorf mit einer Führung über das dortige Außengelände und Informationen zur Geschichte der innerdeutschen Grenze wurde in Zusammenarbeit mit der Tourist-Information im Juni durchgeführt.

Die weiteren Schulungen der Gästeführer widmeten sich dem Leben und Werk des Künstlers Karlheinz Goedtke und dem „Ende des Zweiten Weltkriegs im Kreis Herzogtum Lauenburg“.

Die Städte Ratzeburg und Schönberg feierten in Jugendherberge Ratzeburg am 7. Oktober das 25-jährige Bestehen ihrer Städtepartnerschaft. Für die Festveranstaltung wurde ein kurzer Vortrag erarbeitet. Außerdem moderierte der Stadtarchivar ein Zeitzeugengespräch mit Vertreterinnen und Vertretern beider Städte.

In der Ruderakademie Ratzeburg befindet sich das Filmarchiv des Deutschen Ruderverbands. Das Filmmaterial lagert derzeit ungeordnet und unter ungünstigen Bedingen in einem Kellerraum der Ruderakademie. Dieses Filmarchiv soll der Nachwelt erhalten und nach Möglichkeit auch zugänglich gemacht werden. Ein Gespräch über die Zukunft dieser Filmdokumente hat zwischen Helmut Griep (DRV), Bürgermeister Voß und dem Stadtarchivar im November stattgefunden. Inzwischen ist mit der Sichtung und Erfassung der Filme als erstem Schritt begonnen worden.

Fortgesetzt wurde auch die Arbeit an der Reihe ,,Alte Ratzeburger“ , mit vornehmlich von Hans-Joachim Höhne und Klaus-Jürgen Mohr verfassten Beiträge für die Internetseite der Stadt.  Thematischer Schwerpunkte waren hier Geschichten aus den Stadtteilen Vorstadt mit Dermin, Insel und St. Georsgeberg. 


(vl.) Hans-Joachim Höhne, Stadtarchivar Christian Lopau, Klaus-Jürgen Mohr

Ingesamt wurden 2015 128 Nutzungen des Stadtarchivs registriert. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr (2014: 143 Nutzungen, 2013: 180 Nutzungen) einen moderaten Rückgang.

Zweck

 

Art

 

Wissenschaftlich

14

Persönlich

13

Schulisch

7

Telefonisch

17

Beruflich

24

Schriftlich

37

Amtlich

14

Email

61

Privat

69

 

 

 

128

 

128

Der komplette Bericht von Christian Lopau zu den Arbeiten in den übrigen Archive der Archivgemeinschaft „Nordkreis Herzogtum Lauenburg“ kann nachfolgend eingesehen werden:

Arbeitsbericht der Archivgemeinschaft ,,Nordkreis Herzogtum Lauenburg" für das Jahr 2015