Viel Stoff für Diskussionen auf den Vorträgen der "Ratzeburger Willkommenskultur" zu den "Internationalen Wochen gegen Rassismus"
Viel Stoff für Diskussionen auf den Vorträgen der "Ratzeburger Willkommenskultur" zu den "Internationalen Wochen gegen Rassismus"
Ein interessiertes und gut informiertes Publikum verfolgte in der vergangenen Woche die Beiträge der "Ratzeburger Willkommenskultur" im Rahmen der "Internationalen Woche gegen Rassismus". Astrid Schukat, Flüchtlingsbeauftragte der Kirchenkreises Plön-Segeberg, und ehemals Beobachterin von Abschiebungen am Hamburger Flughafen, berichtete unter dem Titel "Abschiebung angeordnet!" über ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit Menschen im Abschiebeprozess. Es entspann sich intensive Diskussion über die rechtlichen Rahmenbedingungen von Abschiebungen in Europa, aber auch über die Probleme, die bei der konkreten Umsetzung bestehen. Dabei unterstrich Astrid Schukat, dass die Bundespolizei eine sehr professionelle Arbeit mache, mit "verhältnismäßigen" Maßnahmen, die nicht "über die Grenzen des Vertretbaren hinausgehen" durchgeführt werden. Sie beklagte jedoch systemische Mängel, insbesondere die Situation, dass die Menschen bei ihrer Ankunft im Zielland häufig mittellos seien und zum Teil kaum den Transport in ihren Heimatort bewerkstelligen könnten.
Anna-Lena Oltersdorf (li.) von Schüler Helfen Leben e.V. berichtet über ihren Besuch des Flüchtlingslagers Za’atari
Mark Sauer (Mitte) diskutierte anschließend mit dem Landtagsabgeordneten Burkhard Peters
Viel Diskussion gab es auch beim zweiten Vortrag der Reihe "Flucht aus dem Flüchtlingslager - Wo beginnt Europas Verantwortung?", den Anna-Lena Oltersdorf von Schüler Helfen Leben e.V. mit einem beeindruckenden Bericht über ihren Besuch des jordanischen Flüchtlingslagers Za’atari und den dort von Schüler Helfen Leben e.V. unterstützen Projekten einleitete. Zusammen mit dem Landtagsabgeordneten Burkhard Peters wurde anschließend die Frage erörtert, ob die mangelnde Zahlungsmoral verschiedener europäische Staaten nicht auch ursächlich dazu beiträgt, dass Menschen den unterversorgten und perspektivlosen Flüchtlingslagern entlang der syrischen Grenze den Rücken kehren und sich auf dem Weg nach Europa machen. Zahlreiche europäische Staaten werden dafür von Hilfsorganisationen kritisiert, dass nach Ankündigungen auf medienwirksam inszenierten Geberkonferenzen, häufig nur ein Bruchteil der zugesagten Mittel fließen. Die Diskussion griff im weiteren Verlauf aber auch tiefer und warf die Frage auf, inwieweit Regierungen in Europa dabei sind, europäische Werte und Errungenschaften durch ihr Verhalten auch in der Flüchtlingskrise in Frage zu stellen. Burkard Peters war es hier ein besonderes Anliegen, für das Projekt "Europa" und seine Ideale weiter einzustehen und auch gegen alle Widrigkeiten dafür zu werben, immer mit dem Verwies auf Europas größte Errungenschaft: "Wir haben in diesem Europa seit über 70 Jahren Frieden, ein einmaliges, historisches Ereignis auf diesem Kontinent, das wir viel zu wenig würdigen und in den Blick nehmen, wenn eine Krise den europäischen Zusammenhalt zu spalten droht."