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11.10.2016

Potentiale heben
Praktikumsplätze als wichtige Integrationsbausteine für geflüchtete Neubürger

Chancen in unsere Gesellschaft öffnen ist das erklärte Ziel der “Kommunalen Integrationsstrategie der Stadt Ratzeburg“, an der seit Jahresbeginn mit Fachleuten und Aktiven der Willkommenskultur gemeinsam gearbeitet wird und die jüngst in der Stadtvertretung einstimmig Unterstützung fand. Wichtige Bausteine auf dem Weg zu einer gelingenden Integration der geflüchteten Neubürger*nnen sind dabei natürlich der Spracherwerb, der mit ganz hohem Engagement von der Ratzeburger Volkshochschule betrieben wird, die gesellschaftliche Integration, gerade auch in das Vereinswesen der Stadt und natürlich die Wege in die Berufswelt. Die Stadt Ratzeburg leistet auch hier einen Beitrag und bietet Praktika in den städtischen Betrieben an, vor allem im Bauhof, aber auch im Kindergarten oder im Rathaus im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes. 

"Wir wollen als Stadt aktiv dazu beitragen, um unseren Neubürgern eine möglichst schnelle Eingliederung in Ratzeburg zu ermöglichen und sehen uns daher auch in der Verantwortung, mit städtischen Praktikumsplätzen erste Erfahrungen in unserer Berufswelt vermitteln zu können", sagt Bürgermeister Rainer Voß.

Die Vermittlung dieser Praktikumsplätze erfolgte in enger Abstimmung mit den Sprachdozenten der Volkshochschule Ratzeburg und der AG "Praktikum & Arbeit" der Ratzeburger Willkommenskultur, ein ehrenamtliches Team, das sich die Zeit nimmt und Betriebe in der Region aufsucht, um dort gezielt Praktikums- und Ausbildungsplätze nachzufragen und sich zudem um die Anerkennung von ausländischen Studien- und Berufsanschlüssen kümmert. Sie ergänzen damit sehr erfolgreich die professionelle Arbeit von Jobcenter und Arbeitsagentur, vor allem in dem sie mit Firmenchefs und Personalleitern das persönliche Gespräch suchen. Es geht ihnen dabei um Überzeugungsarbeit, die den Neubürgern Türen in die Betriebe öffnen soll, damit sie sich dort beweisen können. Dass sich dieses betriebliche Engagement lohnt, zeigt sich aktuell bei der Stadt Ratzeburg.  

"Wir haben derzeit fünf Flüchtlinge für mehrwöchige Praktika oder im Bundesfreiwilligendienst aufgenommen und machen durchweg positive Erfahrungen", sagt Bürgermeister Voß in einer ersten Zwischenbilanz. 

Da ist zum Beispiel Sarah Keshrah aus Syrien, die sich für ein Praktikum in der Tischlerei des städtischen Bauhofs beworben hatte, nach Sichtung der Qualifikationen durch Bauhofleiter Holger Rickert-Buttgereit aber umgehend im Büro eingesetzt wurde. "Sara Kashrah ist eine studierte Bauingenieurin, perfekt in Englisch und schon weit fortgeschritten auch in der deutschen Sprache, eigentlich völlig überqualifiziert für die Tischlerei. Und doch zeigt sie große Einsatzbereitschaft und Freude daran, deutsche Betriebsabläufe kennen zu lernen." 

Positiv in dieser Weise äußert sich auch Michel Rajek über seinen neuen Kollegen aus dem Irak, Aram Rashid, der ihn im Bereich der Tischlerei unterstützt und dort Zugang zu handwerklichen Arbeiten findet. "Sehr fleißig, zupackend und aufgeschlossen", beschreibt Rajek die Zusammenarbeit. Dies gilt laut Markus Necker auch für Mohammad Nabizada aus Afghanistan, der im Bereich der Grünpflege sein Praktikum leistet. Qualitäten, die für eine spätere Ausbildung im dualen Ausbildungssystem sehr wichtig sein werden. 

Beeindruckt zeigt sich auch Petra Zabel, Leiterin des städtischen Kindergartens, die seit einigen Wochen mit Seda Sayadyan aus Armenien eine ausgebildete Erzieherin als Praktikantin beschäftigt. "Wir haben sofort gemerkt, dass Seda Sayadyan vom Fach ist und sich auch aufgrund ihrer fortgeschrittenen Sprachkenntnisse in unsere Arbeit nahezu nahtlos einpassen konnte." 

"Das Potential, wie wir schon in den Sprachkursen der Volkshochschule sehen, ist ohne Frage groß. Und es wäre wünschenswert, wenn wir auch in unser heimischen Wirtschaft mehr Betriebe finden würden, die mit Praktikums- und Ausbildungsplätzen helfen, dieses Potential auch zu fördern. Wir unterstützen dabei gern", lädt Bürgermeister Voß, gemeinsam an der "Kommunalen Integrationsstrategie der Stadt Ratzeburg" mitzuwirken.