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10.10.2018

Ratzeburger Volkshochschule zieht positive Zwischenbilanz zum Ausstellungsprojekt "100 Jahre Frauenwahlrecht"

Eine positive Zwischenbilanz zieht die Ratzeburger Volkshochschule zur Halbzeit des Ausstellungsprojektes "100 Jahre Frauenwahlrecht" im Ratzeburger Rathaus. Zahlreiche Besucher*innen haben inzwischen die Plakate zu den Themen "Frauenwahlrecht und Frauenrechte" betrachten können , die in ihrer Unterschiedlichkeit und Aussagekraft ein ganzes Jahrhundert umspannen und die Historie des Frauenwahlrechts mit hochaktuellen Kampagnen für Frauenrechte verbinden.

Die Ausstellung wurde eröffnet im Rahmen eines von Uta Röpcke moderierten Podiumsgesprächs mit aktiven Politikerinnen  aus Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene. Dr. Nina Scheer (MdB), Anette Röttger (MdL) und Annedore Granz (Mitglied des Kreistages) beschrieben in sehr persönlichen Beiträgen ihre Motivation, sich politisch zu engagieren und sprachen dabei auch über Hürden und Widerstände, die diesem Engagement bis heute gegenüberstehen. Auch wenn die Akzeptanz von Frauen in politischen Ämtern in der heutigen Zeit durchweg gegeben ist, bleibt das Geschlechterverhältnis in den Parlamenten kontinuierlich bei zwei Drittel zu einem Drittel zugunsten der  männlichen Parlamentarier. Es sei vor allem die grundsätzliche Frage von Vereinbarkeit von politischer Tätigkeit mit familiären Verpflichtungen, so die einhellige der Podiumsteilnehmerinnen, die Frauen von politischen Karrieren abhielten. So würden beispielsweise Sitzungstermine ganz häufig nicht familiäre Belange berücksichtigen. Strittig blieb allerdings die Frage, ob eine strikte Frauenquote in Mandatsbesetzung und auch Redezeiten, wie sie Bündnis90/ DIE GRÜNEN praktizieren ein geeignetes Mittel ist, die Geschlechterparität in den Parlamenten herzustellen. Deutlich wurde allerdings, dass Frauen in der Politik, diese in Stil, Form und Inhalten durchaus verändern. So wurde festgestellt, dass Frauen in deutlich anderer Weise politische Reden führen und zusätzliche Wortmeldungen zumeist erfolgen, wenn noch wichtiges Ungesagtes darzustellen ist. Männliche Kollegen hätten demgegenüber zuweilen den Hang, bereits Gesagtes noch einmal zu wiederholen und damit Sitzungsdebatten unnötig zu verlängern.

Ein weiterer Höhepunkt des Ausstellungsprojektes war die szenische Lesung "Suffragetten - Damenwahl" mit Maren Colell und Angela Bertram vom Ensemble des "Theater im Stall". Rund 50 Besucher*innen folgten dem sehr unterhaltsamen Blick in die Geschichte des Kampf um die Einführung des allgemeinen Frauenwahlrechts vor 100 Jahren und erfuhren, dass dieser Kampf in Europa erst 1990 mit der höchstrichterlichen Einführung des Stimmrechtes für Frauen im Schweizer Kanton Appenzell Innerrhoden gewonnen wurde, entgegen einem Mehrheitsentscheid der Männer an der Landsgemeinde am 29. April 1990. In vielen Text und Liedbeispielen wurde gezeigt, über wie viele Jahre insbesondere in den Köpfen von Männern um gleichberechtigte Frauenbilder und Frauenrollen gerungen werden musste. Und noch bis heute gerungen werden muss, wie insbesondere der zweite und dritte Teil der Plakatausstellung zeigt, die amerikanische Künstlermotive des "Women’s March on Washington" und der gerade laufenden Kampagne „Power to the polls“, die aktiv versucht, das Geschlechterverhältnis im amerikanischen Kongress bei den Wahlen im kommenden November nachhaltig und mit einiger Aussicht auf Erfolg zu verändern. Noch nie haben sich bei den Demokraten so viele Frauen als Kandidatinnen aufstellen lassen.


Die Ausstellung "100 Jahre Frauenwahlrecht" ist noch bis zum 26. Oktober 2018 im Ratssaal während der Öffnungszeiten zu sehen. Sie wird gefördert durch die "Partnerschaft für Demokratie der Stadt Ratzeburg und des Amtes Lauenburgische Seen" im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!"