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05.09.2016

Ratzeburger Ruderinnen und Ruderer erfolgreich bei den Junioren-Weltmeisterschaften auf der Willem-Alexander Baan in Rotterdam

Alle vier Jahre, zu den Olympischen Spielen, finden die U19-Weltmeisterschaften gemeinsam mit den Weltmeisterschaften der sog. „Nichtolympischen Bootsklassen“ der Erwachsenen statt. Die U23-Weltmeisterschaften werden als eigene Veranstaltung ausgetragen. In diesem Jahr war es anders: Mit der Ausrichtung von drei Weltmeisterschaften in einer Veranstaltung richtete die Niederlande eine regelrechte Mammut-Veranstaltung aus. Etwa 2000 Ruder/innen, aus 50 Ländern ruderten in 720 Booten. Eine organisatorische und logistische Herausforderung, die auf der Willem-Alexander-Baan bei Rotterdam ausgerichtet wurde.

Die Wettkämpfe, von Vorentscheidungen bis zu den Finals, gingen insgesamt über 8 Tage. Das Wetter bot dabei alle erdenklichen Bedingungen, an manchen Tagen auch in grenzwertigen Intensitäten. „Von glattem Wasser bis zur Schaumkrone, vom leichten Schiebewind bis zum Gegensturm, von extremer Hitze bis sintflutartigen Regenfällen mit Gewitter war alles dabei!“, sagte Marc Swienty, Trainer im Sportinternat der Ratzeburger Ruderakademie.

Drei Ratzeburger hatten sich für die Ruder-Weltmeisterschaften im niederländischen Rotterdam qualifiziert, mit zwei Vize-Weltmeisterschaften und einem 5. Platz kehrten sie heim. Die Ruderstadt Ratzeburg unterstrich damit wieder einmal ihren Ruf im Leistungsrudern.

Den Auftakt meisterte dazu Annemieke Schanze vom Ratzeburger Ruderclub (RRC) im U 23-Bereich. Annemieke Schanze hatte nach ihrem Wechsel vom U 19- in den U-23-Bereich die schwere Aufgabe, sich als „Benjaminin“ in dem für sie neuen Altersbereich zu qualifizieren. Deshalb war bereits die Nominierung in die Nationalmannschaft Erfolg der Ratzeburgerin für sich, den sie aber noch mit einer Teilnahme im A-Finale der weltweit besten sechs Boote und einem 5. Platz in Rotterdam krönen konnte (Vierer ohne Steuerfrau). Mit dieser Platzierung im Studiengepäck, die für die verbleibenden U 23-Jahre ein belastbares Sprungbrett darstellt, trat Annemieke Schanze unmittelbar die Reise zum neuen Studienort in den USA an, wo sie künftig Studium und ruderische Ausbildung unter einen Hut bringen will.

Der zweite im Ratzeburger Bunde, Jonas Weller, mit seinem Trainer Sebastian Schulz (beide RRC), hatte sich nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft im Einer seinen Platz im Doppelvierer in der Auswahl des Deutschen Ruderverbands (DRV) sichern können. Mit diesem Boot gelang ihm bei seiner ersten U 23-WM-Teilnahme auf Anhieb die Teilnahme ins A-Finale. Mit dem Erreichen des A-Finals war schon ein Zwischenziel erreicht. Trainer Sebastian Schulz betonte aber, "dass wir im Finale den Start kontrollierter fahren und den Endspurt brutaler umsetzen" müssen. An den kleinen technischen Defiziten wurde nochmal intensiv gearbeitet und, so dass Sebastian Schulz überzeugt war, dass die Mannschaft bei der Vergabe der Medaillen am folgenden Tag auch eine Rolle spielen konnte, denn „die Bootsgeschwindigkeit war gerade über die Mitte der Strecke schon im Halbfinale richtig überzeugend“. Im Finale musste sich das Boot dann letztlich nur den Rivalen aus Großbritannien knapp geschlagen geben, das mitfavorisierte Boot aus Italien konnte auf Rang drei verwiesen werden. Für Jonas Weller, der ebenfalls in den USA studiert, und seinen Trainer Sebastian Schulz bewährte sich darin die letztlich doch mühevolle Vorbereitung in Mainz, wo sich die überwiegend aus Süddeutschland stammende Mannschaft zur unmittelbaren WM-Vorbereitung zurückgezogen hatte. Mit der Silbermedaille dekoriert, hat nun auch Jonas Weller bereits wieder sein Studium in den USA nach den „Ferien“ in Europa wieder aufgenommen.

Marieluise Witting (RRC), startete im U 19-Bereich, in dem sie sich erneut für den Achter mit Steuerfrau hatte qualifizieren können. Voller guter Hoffnungen war der Achter nach Rotterdam gereist, den in Rio de Janeiro gewonnen WM-Titel dort zu verteidigen, zumal sich der Auftakt mit der gewonnenen Europameisterschaft kurz zuvor im litauischen Trakai erfolgreich angelassen hatte. In den Vorläufen wurde das Verfolgerfeld auch klar hinter sich gelassen. Im Finale hingegen gelang dieses nur auf den ersten drei Vierteln der 2.000 Meter-Distanz. Dort verkannte sich der Riemen einer Ruderin in den stürmischen Wellen, oder fachtechnisch ausgedrückt, „er fing einen Krebs“. Die Schrecksekunde im deutschen Boot ausnutzend zogen die Tschechen am deutschen Boot vorbei und retteten mit einer halben Sekunde Vorsprung ihren Überraschungssieg über die Ziellinie (Dritter: Italien). „Saßen wir beim Gewinn der Weltmeisterschaft in einem Boot, so tun wir dies nun auch beim Gewinn der Vize-Weltmeisterschaft“, resümierte Marieluise Witting das Ereignis, das an diesen windigen und gewittrigen WM-Tagen mehreren Booten wiederfuhr und die eine Mannschaft auf das Siegertreppchen weiter höher und die andere Mannschaft etwas weiter hinunter beförderte. Können und Glück gehören auch im Sport zusammen.

"Die Ruderinnen mit internationalem Einsatz haben nun eine 3 wöchige  Trainingspause, bevor es in das erste U23 Jahr geht. Außerdem steht bei vielen Internatlern das Abijahr bevor und wir haben viele Neuzugänge ... es geht also weiter! Der nächste Wettkampf ist das Bundesfinale des Schulwettbewerbs „Jugend trainiert für Olympia!“ im September", gab Marc Swienty einen Ausblick auf die kommende Arbeit in der Ratzeburger Ruderakademie.

Autor/in: Berthold Witting (RRC) und Marc Swienty