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18.08.2020

Stadtarchivar Christian Lopau präsentiert Tätigkeitsbericht für das Jahr 2019

Nach fast fünf Jahren des Stillstandes begannen im Sommer die Vorbereitungen für einen Umzug des Stadtarchivs. Das neue Domizil ist zwar nur eine Zwischenlösung bis zum Abschluss der Sanierung der ehemaligen Ernst-Barlach-Schule und der Fertigstellung der dort für das Stadtarchiv vorgesehen Räume, ermöglicht aber bis dahin den Zugang zu einem großen Teil des bislang unzugänglichen Archivgutes. Nach der Fertigstellung der Räume in der Großen Kreuzstraße 7 fand der Umzug im Dezember statt. In Anbetracht der nur vorübergehenden Nutzung wurde ein einfaches Regalsystem aufgestellt. Auf einer Magazinfläche von ca. 110 m² konnten Regale mit einer Kapazität von 430 Regalmetern aufgestellt werden. Insgesamt fanden hier rund 2/3 des Archivgutes (bisher verpackt in ca. 800 Kartons) Platz.

Wieder zugänglich sind die Archivbestände I – III, die Bestände der Gemeinde St. Georgsberg, des Gutsbezirks Neuvorwerk, der Kleinbahn AG sowie das Sammlungsgut und die Archivbibliothek mit dem gesamten Zeitungsbestand. Nach wie vor verpackt und im ehemaligen Lehrerzimmer der Ernst-Barlach-Realschule eingelagert sind das jüngere Verwaltungsschriftgut und der Nachlass des Fotografen Hans-Jürgen Wohlfahrt. Es ist geplant, das ehemalige Lehrerzimmer ebenfalls als Magazinraum einzurichten, sodass dann der gesamte Archivbestand wieder zugänglich wäre, allerdings vorübergehend an zwei Standorten. Das Stadtarchiv verzeichnete im Jahr 2019 insgesamt 92 Nutzungen (2018: 109; 2017: 110; 2016: 101).

Themenschwerpunkte:

30. Jahrestag der Friedlichen Revolution in der DDR und der Öffnung der innerdeutschen Grenze am 9. November 1989

Thematischer Schwerpunkt des Jahres war zweifellos der 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution in der DDR und der Öffnung der innerdeutschen Grenze am 9. November 1989. Am 23. Januar fand im Grenzhus in Schlagsdorf eine Schulung für die Begleiter der Grenztouren zwischen Ratzeburg und Schlagsdorf statt. Die Veranstaltung widmete sich in erster Linie den Aspekten des Naturschutzes, auf die während der Touren besonders hingewiesen werden sollte. Der Stadtarchivar selbst leitete eine dieser Fahrradtouren zur Geschichte der innerdeutschen Grenze am 7. August. Das Interesse war groß: Es nahmen 28 Personen an der Tour teil. Die Grenzöffnung im Herbst 1989 stand thematisch auch im Mittelpunkt der Zusammenkunft des Männerkreises der Domkirchengemeinde am Abend des 7. Juni. Nach einer Einführung zu der Entwicklung speziell im Kreis Herzogtum Lauenburg kam es zu einem lebhaften Austausch von Berichten der Anwesenden, die aus unterschiedlichsten Perspektiven ihr Erleben dieser Zeit schilderten.  Am 21. September fand im Grenzhus Schlagsdorf ein Tagesseminar statt, das „Verschwundene Orte in der Landschaft – Die innerdeutsche Grenze und ihre Überreste“ untersuchte. Veranstalter waren das Grenzhus und der Heimatbund und Geschichtsverein Herzogtum Lauenburg. In den Beiträgen am Vormittag wurden Fragen nach der Sicherung, Dokumentation und Erhaltung der Relikte erörtert. Es ging dabei auch um die Rolle, die diese Überreste für das öffentliche Erinnern und die Vermittlung unserer jüngeren Geschichte haben. Den Vorträgen und Diskussionen im ersten Teil folgte am Nachmittag eine Exkursion mit dem Fahrrad entlang der ehemaligen Grenze. Unter der Leitung von Dr. Andreas Wagner und dem Stadtarchivar wurden markante Punkte aufgesucht und erläutert.

Einrichtung von historischen Informationstafeln im Stadtgebiet

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt war die Erstellung der Inhalte für die Informationstafeln, die im Stadtgebiet aufgestellt werden sollen, um Einheimischen wie Touristen die Stadtgeschichte und Sehenswürdigkeiten näherzubringen. In enger Zusammenarbeit mit der Tourist-Information und Herrn Hartwig Fischer vom Heimatbund und Geschichtsverein (Bezirksgruppe Ratzeburg) konnten im laufenden Jahr bereits sechs Tafeln fertiggestellt werden. Neben den Abbildungen und Texten auf den Tafeln wird über einen QR-Code jeweils ein gesprochener Text als zusätzliches Informationsmedium bereitgestellt.

Kunstspaziergangs durch Ratzeburg 

Eine weitere Idee, Geschichte, Kunst und Kultur in der Stadt stärker in das Bewusstsein der Menschen zu rücken, ist die Erstellung eines „Kunstspaziergangs durch Ratzeburg“. Mit kurzen Texten und attraktiven Fotos soll das vielfältige Angebot von Kunst im öffentlichen Raum allen Interessierten nähergebracht werden.

Joggingtouren zu stadtgeschichtlichen Themen 

Die Joggingtouren zu stadtgeschichtlichen Themen stießen auf eine erstaunlich gute Resonanz. Über 20 Läuferinnen und Läufer fanden sich zu der ersten Tour am 27. April vor dem Rathaus ein, bei der es um die Ratzeburger Straßennamen ging.

Für die zweite Tour am 27. Mai hatte sich Herr Heinrich Meyer (Fachdienst Tiefbau / Grünanlagen) bereit erklärt, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern besondere Einzelbäume, Baumgruppen und Alleen vorzustellen und aus seiner Tätigkeit bei der Pflege und Ergänzung des Baumbestandes zu berichten.

Die dritte „Jogging-Führung“ am 6. September widmete sich dem Bau der Festung Ratzeburg, der Belagerung und Beschießung der Stadt im August 1693 sowie dem Wiederaufbau Ratzeburgs im Anschluss an die Zerstörung.

Bildband „Inselstadt Ratzeburg – Ein Stadtspaziergang“

Für das gemeinsam mit der Tourist- Information vorbereitete Buchprojekt wurden im Februar die Texte verfasst. Der Bildband „Inselstadt Ratzeburg – Ein Stadtspaziergang“ wurde in einer öffentlichen Veranstaltung im Ratssaal am 30. August offiziell vorgestellt.

Aus der Arbeit des Stadtarchiv

Nach der Auftaktveranstaltung in Gotha im Januar 2018 fand am 1. März eine erneute Zusammenkunft der Conrad-Ekhof-Städte statt. Ort der Zusammenkunft war dieses Mal das Theater in Schwerin.

Mit einer „Langen Nacht der Volkshochschule“ wurde am 20. September das 100-jährige Jubiläum der Volkshochschulen in Deutschland gefeiert. Im Rahmen der Feierstunde zur Eröffnung erinnerte der Stadtarchivar an die Bedeutung, die von der Verankerung der Erwachsenenbildung in der Weimarer Verfassung ausging und blickte auf die Anfänge der Volkshochschularbeit in Ratzeburg zurück.

Im Zuge der Restaurierung des Domturms wurde auch die Kugel unterhalb der Wetterfahne wieder mit historischen Dokumenten gefüllt. Gemeinsam mit Herrn

Hartwig Fischer (Heimatbund und Geschichtsverein) wurde zu diesem Zweck ein Text verfasst, der die geschichtlichen Entwicklungen der vergangenen dreißig Jahre umreißt. Alle Texte werden im Heft 209 der „Lauenburgischen Heimat“ im Frühjahr 2020 veröffentlicht.

Für alle 4. Klassen der Grundschule St. Georgsberg wurde die Geschichte des Salzhandels und der Stecknitzfahrt in einem Vortrag am 7. Juni näher vorgestellt.

Aus dem Standesamt wurden diejenigen Personenstandsregister übernommen, die seit dem Zeitpunkt der letzten Übernahme Archivgut geworden sind. Eine Durchsicht der ausgesonderten Unterlagen des Sozialamtes erfolgte am 8. Mai – Die Unterlagen wurden als nicht archivwürdig bewertet.

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