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10.04.2020

Aus unseren Partnerstädten...
Wie die Corona-Pandemie unsere Partnerstädte trifft - Ein Lagebericht aus Sopot

Der Inselstadt Ratzeburg sind enge Kontakte zu ihren sieben Partnerstädten ein wichtiges Anliegen. Auch wenn man sich leider viel zu selten persönlich begegnen kann, lässt sich doch über das Netz viel voneinander erfahren, was Châtillon-sur-Seine, Esneux, Schönberg, Sopot, Strängnäs, Ribe und Walcourt gerade bewegt oder dort bewegt wird. In Zeiten der Corona-Pandemie gehen die Gedanken in Ratzeburg auch zu unseren Freunden in Europa. Wie bewegt sie  diese kritische Situation, welche Maßnahmen müssen sie ergreifen und was bedeutet dies für das öffentliche Leben dort. Ein erster Lagebericht erreicht uns aus Sopot...

Wie die Corona-Pandemie unsere Partnerstädte trifft - Ein Lagebericht aus Sopot

Die Grenzen in Polen sind  geschlossen und es gibt Kontrollen wie früher, als wir noch nicht in der EU waren. Wenn man aktuell nach Polen einreist, wird man 14 Tage unter Quarantäne gestellt. Natürlich gibt es viele Informationen über den Virus selbst und wie man sich schützen kann. Auf nationaler Ebene wurde beschlossen, dass alle Schulen geschlossen sind, auch die Restaurants, Pubs und Geschäfte in den großen Einkaufszentren. Man kann natürlich leicht Lebensmittel kaufen und auch Apotheken sind noch geöffnet. Die Geschäfte haben jedoch eigene Einschränkungen, so dass nur 4 bis 5 Personen je nach Größe des Ladens gleichzeitig anwesend sein können. Kinder erhalten Hausaufgaben über das Internet und die Schulen bereiten sich auf einen Online-Unterricht vor, da wir davon ausgehen, dass diese Situation noch länger dauern wird.

Es sind fast alle Veranstaltungen abgesagt und selbst bei denen, die mit weniger als 50 Personen noch durchgeführt werden dürfen, ist so gut wie gar nichts los. Es gibt auch eine Kampagne mit dem Titel #stayathome, die national und lokal ist. Die Menschen werden ermutigt, die Besuche einzuschränken, zu Hause zu bleiben und nur kurze Spaziergänge zu machen. Die Flughäfen sind geschlossen. Es ist unmöglich, auch innerhalb des Landes zu fliegen. Wenn man mit dem Zug in eine andere Stadt fahren möchte, dies ist noch erlaubt, erhält man einen Fragebogen, falls jemand im Zug erkrankt ist. So ist es einfacher, andere Passagiere zu finden. Sofern möglich, sollten die Menschen von zu Hause aus arbeiten. Es wird auch empfohlen, mit der Kreditkarte zu bezahlen und kein Bargeld zu verwenden, da der Virus insbesondere auf den Metalloberflächen länger haften bleibt. Wer  sich schlecht fühlt, ob nun virenbedingt oder nicht, wird telefonisch krankgeschrieben und muss zuhause bleiben. Es besteht die dringende Bitte, Ärzte nicht persönlich aufzusuchen.

Bei uns in Sopot selbst sieht die Lage wie folgt aus:

Das Rathaus und alle öffentlichen Einrichtungen sind für die Öffentlichkeit geschlossen. In Notfällen und in wichtigen Fällen besteht eine Kontaktmöglichkeit per Telefon oder E-Mail. In den Unternehmen und auch im Rathaus sind Gruppen gebildet worden, die jeweils ohne Kontakt zueinander arbeiten. Wenn man nicht im Büro ist, arbeitet man von zu Hause aus. Wenn wir das Rathaus betreten, überprüft eine Person unsere Temperatur. Natürlich müssen wir auch Desinfektionsmittel verwenden, für die Hände, aber auch für Griffe, Telefone, Schreibtische usw..

Wir haben zudem ein Warnsystem für die Einwohner gestartet. Sie können sich registrieren lassen und dann eine E-Mail oder SMS-Nachricht über alle wichtigen Maßnahmen in der Stadt erhalten. Unser Sozialzentrum verfügt über eine Datenbank mit Personen, die als Einkaufshelfern diejenigen unterstützen  können, die es benötigen, natürlich unter Berücksichtigung und Einschränkung des persönlichen Kontakts. Es gibt auch Personen, die Hunde ausführen. Ebenso bieten wir psychologische Hilfe an. Das Callcenter in unserem Sozialzentrum ist 24 Stunden am Tag mit drei verschiedene Nummern besetzt. 

Zudem betreuen wir eine spezielle Website, die wir mit Filmen, Schulungen und Inspirationen für Kinder erstellt haben. Wir haben hierzu unsere Kultur- und Sportinstitutionen sowie alle NGOs gebeten, zusammenzuarbeiten und spannende Materialien zu senden. Nächste Woche wird es auch ein Gespräch mit Bürgermeister Jacek Karnowski geben. Wir sammeln dafür die Briefe von Unternehmen in der Stadt und wollen entscheiden, wie wir ihnen helfen können.

Es wird empfohlen, die öffentlichen Verkehrsmittel überhaupt nicht zu benutzen, um zur Arbeit zu kommen und alle Familienbesuche abzusagen, insbesondere in anderen Städten. Die Spielplätze sind geschlossen, die Lichter auf den Spielplätzen und auf den Plätzen sind ausgeschaltet, da sich immer noch junge Leute an diesen Orten versammeln, auch entgegen der Aufforderung, dies nicht zu tun.

In jedem Gebäude gibt es Plakate zur Nachbarschaftshilfe. Es ist gerade jetzt sehr wichtig, dass sich junge Menschen verantwortlich fühlen und älteren Menschen beim Einkaufen und anderen wichtigen Dingen im Freien helfen. Zudem gibt es viele Warnhinweise für ältere Menschen, die in dieser Situation am meisten in Gefahr sind. Auch Restaurants, die jetzt geschlossen sind, helfen. Sie bieten an, Mahlzeiten zu liefern. Sie sponsern auch die Mahlzeiten für diejenigen, die es aktuell besonders brauchen. Eine Liste dieser Restaurants wird auf unserer Website, auf Facebook oder über unser Nachrichtensystem kommuniziert. Einigen Geschäfte haben einen Lieferservice für ältere Menschen eingerichtet. Unsere Bibliothek bietet kostenlos Hörbücher und Filme kostenlos an und arbeitet nach ihrer Schließung ausschließlich online.

So sieht es also aus in Sopot. Wir hoffen, dass die Situation bald vorbei ist und wünschen Euch in Ratzeburg alles Gute!

Katarzyna Choczaj
Tourism and International Relations