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13.02.2013

Zukunftskonzept Daseinsvorsorge für die Stadt Ratzeburg und das Umland

Die Stadt Ratzeburg hat das GEWOS Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung mit der Erstellung eines Zukunftskonzeptes Daseinsvorsorge und eines Wohnungsmarktkonzeptes beauftragt. Die zentrale Aufgabe des Zukunftskonzepts Daseinsvorsorge besteht in der bedarfsgerechten Anpassung der sozialen und technischen Infrastruktur an die sich stetig verändernden Rahmenbedingungen. Fragen, die innerhalb des Erarbeitungsprozesses betrachtet werden können, sind insbesondere, in welcher Form die schulische Versorgung in der Fläche gewährleistet werden kann oder ob die gesundheitliche Versorgung aufrechterhalten und junge Ärzte für periphere Standorte gewonnen werden können. 

Die Konzepte der Daseinsvorsorge unterscheiden sich wesentlich von anderen Planwerken. Die Komplexität der Thematik, die verschiedenen Wechselwirkungen und ein großer Zeitbedarf bei der Anpassung bedürfen eines langen Planungshorizontes. Dabei darf ein solches Konzept nicht als formelles Planwerk missverstanden, sondern kann als ein Diskussionsprozess über Qualitäten und Bedarfe der Daseinsvorsorge angesehen werden, der in umsetzungsorientierten Anpassungsstrategien und Maßnahmen münden kann. 

Die Grundlage für das Zukunftskonzept bildet die Erfassung der für Ratzeburg und das Umland wichtigsten Einrichtungen und infrastrukturellen Angebote, wie z.B. im Bereich der medizinischen Versorgung, von Kinderbetreuungs- und Bildungsangeboten, Senioreneinrichtungen, Sport- und Freizeitmöglichkeiten und dem öffentlichen Personennahverkehrs. Durch den anschließenden Abgleich des Angebotes und der Nachfrage werden Versorgungsdefizite aufgezeigt, Handlungserfordernisse identifiziert und anschließend mit konkreten Maßnahmen unterlegt werden. 

Als Unterzentrum mit Teilfunktionen eines Mittelzentrums nimmt Ratzeburg wichtige Versorgungsfunktionen für die Bürger der Stadt und der umliegenden Gemeinden am südöstlichen Rand Schleswig-Holsteins wahr. Neben zahlreichen Betreuungs- und Bildungseinrichtungen verfügt die Stadt über ein breites Sport- und Freizeitangebot und ein gutes Netz von Haus- und Fachärzten. Des Weiteren gibt es eine aktive Vereinslandschaft und engagierte Verbände. Aufgrund der Insellage der Altstadt gilt die Kreisstadt des Herzogtums Lauenburg am Ratzeburger See als Tourismusstandort und Luftkurort. 

Obwohl die Bevölkerungsentwicklung der Stadt Ratzeburg über die vergangenen zehn Jahre betrachtet relativ stabil war, sind die Auswirkungen des demografischen Wandels auch hier spürbar. Aufgrund niedriger Geburtenraten und gleichzeitiger Abwanderung junger Bevölkerungsgruppen kommt es in der rund 13.700 Einwohner zählenden Kreisstadt zu einer Verschiebung der Altersstruktur. Immer weniger junge Einwohner stehen einer wachsenden Zahl älterer und hochbetagter Bürger gegenüber. Ähnliche Tendenzen, zum Teil auch in stärkerer Ausprägung, sind in den Umlandgemeinden festzustellen. Der steigende Anteil älterer Bevölkerungsteile zieht einen Anpassungsbedarf der privaten, öffentlichen und gemeinnützigen Dienstleistungen und Infrastruktureinrichtungen nach sich. 

Die Stadt Ratzeburg stellt sich gemeinsam mit dem Umland diesen Herausforderungen, um in Zukunft ein bedarfsgerechtes Angebot bereitstellen zu können. Mit der Aufnahme in das Bund-Länder-Programm „Kleinere Städte und Gemeinden - überörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke“ wird die Stadt Ratzeburg in die Lage versetzt, ein Zukunftskonzept Daseinsvorsorge erarbeiten zu lassen und im Rahmen der Städtebauförderung umzusetzen. Das Ziel des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung ist es, dass Städte und Gemeinden wie Ratzeburg als „Ankerpunkt der Daseinsvorsorge für die Zukunft handlungsfähig gemacht werden und […] ihre zentralörtliche Versorgungsfunktion dauerhaft, bedarfsgerecht und auf hohem Niveau […]“ sichern können. 

Grundvoraussetzung für die Sicherung der Daseinsvorsorge in der Region ist eine Zusammenarbeit der Stadt Ratzeburg und ihrer umliegenden Gemeinden. Die Basis hierfür ist der Dialog und das Querschnittsdenken über Ressort- und Institutionengrenzen hinaus, um integrative Lösungen für regionale Herausforderungen herbeiführen zu können. 

Vertreter der Stadt Ratzeburg und des Umlandes werden neben lokalen Experten in thematischen Arbeitsgruppen in die Konzepterstellung eingebunden, die von einer Lenkungsgruppe koordiniert wird. Im Rahmen einer ergebnisoffenen Diskussion sollen mit einem breiten Spektrum von Akteuren und Institutionen konsensfähige qualitäts- und nachfrageorientierte Ansätze erarbeitet werden. 

Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Ratzeburg sowie der umliegenden Gemeinden haben die Möglichkeit, über ein internetbasierten „Feedbackportal Zukunftskonzept Daseinsvorsorge“ auf der Homepage der Stadt Ratzeburg in den Prozess aktiv mit einzubringen und zu informieren. Denn die Meinung der Bürgerinnen und Bürgern zu bestehenden und wünschenswerten Infrastrukturangeboten innerhalb der Stadt Ratzeburg ist wichtig, um ein gelungenes Konzept zu entwickeln. Das Zukunftskonzept Daseinsvorsorge soll bis Ende 2013 abgeschlossen sein.