Die Stadt Ratzeburg entwickelt aktuell als "Engagierte Stadt" zusammen mit dem Diakonischen Werk Herzogtum Lauenburg eine lokale Engagementstrategie. In einer solchen Strategie wird gemeinschaftlich festgelegt, was freiwilliges Engagement vor Ort braucht und wie sich möglichst viele Menschen dafür begeistern lassen. In einem ersten Schritt soll dafür die bestehende Engagementlandschaft in Ratzeburg erfasst werden. Wie viele Menschen engagieren sich ehrenamtlich und freiwillig? Was ist ihre Motivation, was ist ihre Erwartung? Wie finden sie in ihr Engagement? Welche Tätigkeiten werden freiwillig übernommen und in welchem Rahmen? Wird das freiwillige Engagement durch eine Organisation angeleitet und betreut oder hat es sich nicht organisiert entwickelt? Mit solchen Fragen möchte das Team des Diakonischen Werkes herausfinden, wie sich freiwilliges Engagement in Ratzeburg beschreiben lässt. Es will sich in den kommenden Wochen auf den Weg in die Vereine und Organisationen machen und Interviews führen, mit Verantwortlichen, aber auch Freiwilligen.
Auch ehrenamtliche Tätige, die nicht in einem Verein wirken und beispielsweise in einer Form von Nachbarschaftshilfe arbeiten, sollen in dieser Analyse erfasst werden. Dazu sollen unter dem Motto "Ich bin engagiert" regelmäßige Stammtische in den Jugendeinrichtungen 'GLEIS21' und 'STELLWERK' angeboten werden, bei denen engagierte Menschen bei einem Kaffee über ihre freiwillige Arbeit und ihre Erfahrungen damit berichten können. Das Gesprächsangebot startet zunächst montags in der Zeit von 09:00 bis 11:00 Uhr im 'GLEIS21'.
"Wir hoffen, dass möglichst viele Institutionen und Menschen bereit sind, uns bei unserer Erhebung zur Engagementlandschaft in Ratzeburg unterstützen können. Wir wollen ein möglichst detailgetreues Bild entwerfen können, dass alle Facetten von ehrenamtlichem Engagement erfasst und beschreibt. Dies wird eine entscheidende Grundlage zur gemeinsamen Entwicklung einer Engagementstrategie für Ratzeburg sein", sagen Karoline Michaelis und Christian Klingbeil vom Diakonischen Werk. Die Umfrage soll bis zu Frühsommer abgeschlossen sein und anschließend in ihren Ergebnissen der Stadtvertretung vorgestellt werden. Danach wird im September eine große Bürgerwerkstatt mit freiwilligen Engagierten geplant, um die Eckpunkte der lokalen Engagementstrategie zu erarbeiten. Unterstützt wird dieser Prozess in Ratzeburg durch das Ministerium für Soziales, Jugend, Familien, Senioren, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein.
Wer sich selbst als freiwillig oder ehrenamtlich aktiv empfindet, kann sich natürlich den Fragebogen auch hier herunterladen und ausfüllen. Wenn er im Briefkasten des Rathauses landet, ist der Weg zur Auswertung gesichert.
Freiwilliges Engagement ist der Herzschlag einer Stadtgesellschaft. Hier übernehmen Bürgerinnen und Bürger selbst Verantwortung, kümmern sich um das Gemeinwesen und schaffen eine lebenswerte Stadt. Ob im Sport, im Sozialen, im Bevölkerungsschutz, in der Kultur, im Umweltschutz, in der Nachbarschaftshilfe, in der Kommunalpolitik – das freiwillige Engagement von Bürgerinnen und Bürger setzt viele positive Impulse, von denen alle profitieren. Damit dieses Engagement gedeihen und wachsen kann, bedarf es eines Umfeldes, das einlädt, ermöglicht, mobilisiert, motiviert, stärkt und vor allem auch Sichtbarkeit und Anerkennung schafft. Wie solch ein beförderndes Umfeld beschaffen sein sollte, kann eine lokale Engagementstrategie beschreiben. Die Stadt Ratzeburg versteht sich als "Engagierte Stadt" und möchte diesen Weg beschreiten, bestärkt durch die vielen guten Beispiele von anderen Städten im bundesweiten Netzwerk "Engagierte Stadt", die bereits eine Engagementstrategie entwickelt haben und damit ihre städtische Engagementlandschaften ganz praktisch unterstützen und ausbauen konnten. "In einer Engagementstrategie wird gemeinschaftlich festgelegt, was freiwilliges Engagement vor Ort braucht und wie sich möglichst viele Menschen dafür begeistern lassen", sagte Bürgermeister Eckhard Graf.
Mit Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein, das mit der eigenen Engagementstrategie "engagiert-in-SH" freiwilliges Engagement in Kommunen fördert, kann die Stadt Ratzeburg dieses Vorhaben jetzt umsetzen. "Wir haben zum Jahresende eine sehr erfreuliche Förderzusage aus dem Sozialministerium erhalten, die es uns ermöglicht, zusammen mit dem Diakonischen Werk in den kommenden Monaten eine solche Engagementstrategie für Ratzeburg in einem großen Beteiligungsprojekt zu verwirklichen", sagt Bürgermeister Eckhard Graf. Dabei soll es nicht nur um ein Strategiepapier gehen, das in den kommunalpolitischen Gremien der Stadt beraten wird. Es sollen auch modellhaft erste Engagementprojekte angestoßen werden, wie beispielsweise die Einführung einer "Ehrenamtsbörse" oder einer "Raumbörse". Ebenso soll ein Mehrgenerationenprojekt in dieser Weise eigenverantwortlich und selbstorganisiert entwickelt werden. Das Team vom Diakonischen Werk Herzogtum Lauenburg hat diese spannende und vielfältige Herausforderung mit Begeisterung aufgenommen. "Das Diakonische Werk Herzogtum Lauenburg mit dem Fachbereich der offenen und interkulturellen Kinder- und Jugendarbeit freut sich sehr, gemeinsam mit der Stadt Ratzeburg am Thema Ehrenamt mitwirken zu dürfen. So wird es möglich, dass alle sich einbringen und ein aktiver Teil des Miteinanders werden, denn das Thema Ehrenamt muss mehr in den Vordergrund rücken“, so die Leitung des Fachbereichs Gleis 21 und Stellwerk, Christian Klingbeil.
In einer ersten Planungsrunde im Ratssaal des Ratzeburger Rathauses wurde der Fahrplan der Strategieentwicklung festgelegt. Dabei unterstützen mit Heiko Steiner und Reinhart Grahn bereits zwei freiwillig engagierte Bürger dieses Vorhaben mit ihren weitreichenden Kontakten und ihrer profunden Erfahrung, der eine als ehemaliger Geschäftsführer des Diakonischen Werkes, der andere als ehemalige Leiter der Ratzeburger Ruderakademie. Aus der Mitte des Projektteams wird im Laufe des Jahres Kontakt zu organisierten Strukturen für freiwilliges Engagement, wie Vereine, soziale und kulturelle Einrichtungen oder dem Rettungswesen aufgenommen. Zusätzlich sollen auch nicht organisierte freiwillig Engagierte angesprochen werden, die beispielsweise in der Nachbarschaftshilfe tätig sind. In einem breit angelegten Beteiligungsprozess soll so eine lokale Engagementstrategie für Ratzeburg entwickelt werden. Ebenso sollen die weitreichenden Ressourcen des Netzwerkes 'Engagierte Stadt' genutzt werden. Hier wurde bereits eine konkrete Unterstützung in Form einer kostenfreien Prozessbegleitung zugesagt.