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15.08.2013

Ein Stolperstein für Aenne Raaz

Ein Stolperstein für Aenne Raaz
Archivale April 2013

Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger säumten am vergangenen Montag die Lübecker Straße in Höhe des ehemaligen Wohnhauses von Aenne Raaz, um die Verlegung des ersten Stolpersteins in Ratzeburg durch den Kölner Bildhauers Gunter Demnig zu verfolgen. Aenne Raaz hatte sich angesichts drohender Deportation durch die Nazis am 18. Februar 1945 an dieser Stelle das Leben genommen.

Unter den Zuschauer waren auch die Schülerinnen und Schüler der Lauenburgischen Gelehrtenschule, die mit ihren Recherchen zum Schicksal von Aenne Raaz die Geschichte dieser Ratzeburger Bürgerin zusammen mit Stadtarchivar Christian Lopau aufgegriffen und im Rahmen einer Gedenkveranstaltung an ihrem diesjährigen Todestag bekannt gemacht hatten.

Bürgermeister Rainer Voß zeigte sich bewegt, dass sich so viele Ratzeburger von diesem dunklen Ereignis der Stadtgeschichte heute noch berühren lassen und Aenne Raaz nicht vergessen haben und nicht vergessen wollen. "Aenne Raaz ist vielen Menschen in Ratzeburg noch persönlich in Erinnerung und durch die Arbeit der Schüler der Lauenburgischen Gelehrtenschule auch im Gedächtnis der jungen Menschen angekommen. Dieses Erinnern und Wissen an die dunkelste Seite deutscher Vergangenheit auch in unserer Stadt ist sehr wichtig und soll uns ermutigen, aktiv Rassismus,  Rechtsestremismus auch in unserer Zeit  zu widerstehen."


(vl.) Schuleiter Thomas Engelbrecht, Michael Grützner und Schüler von der Lauenburgischen Gelehrtenschule, Stadtarchivar Christian Lopau, Künstler Gunter Demnig,
Bürgermeister Rainer Voß und Bürgervorsteher Ottfried Feußner

Es war sehr wichtig, dass wir uns so intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Wir sind die letzte Generation, die Zeitzeugen zu dem Schicksal der Opfer des Nationalsozialismus befragen können.“; sagte Aleksander Milosovic als einer der Schüler der LG, die sich durch die unmittelbare Nähe zur Schule mit diesem greifbaren Schicksal und dem Nationalsozialismus in Ratzeburg auseinandergesetzt haben.

Gunter Demnig, Initiator der Aktion "Stolpersteine", betonte, dass das Setzen eines Stolpersteins auch nach über 41.000 Steinsetzungen in 15 europäischen Ländern keine Routine geworden ist. "Jeder Stein steht für ein besonderes Schicksal, das in seinen Einzelheiten immer wieder betroffen macht. Und gerade die Zuwendung zu den Einzelschicksalen ermöglicht einem Menschen, das Grauen des Holocaust mit seinen unfassbaren Zahlen nachzuempfinden."


Gunter Demnig verlegt den Stolperstein für Aenne Raaz

Nach Verlegung des Stolpersteins nutzen viele Besucher die Möglichkeit zu einem stillen Gedenken, darunter auch zwei Urenkel von Aenne Raaz, die eigens zu diesem Ereignis angereist waren. Für den Verein Seniorenhilfe e.V., der die Aktion finanziell erheblich unterstützt hat, nahmen auch Roswitha Struensee und Michael Stark an der Veranstaltung teil.