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31.08.2017

Archivale 01/2017 - James Krüss und Ratzeburg

Vor zwanzig Jahren, am 2. August 1997, starb auf Gran Canaria der Dichter und Schriftsteller James Krüss. Bis heute werden vor allem seine Kinder- und Jugendbücher von vielen gelesen und geliebt. Dass eine seiner Lebensstationen James Krüss nach Ratzeburg geführt hat, ist allerdings kaum bekannt.

James Krüss war Helgoländer. Am 31. Mai 1926 wurde er auf der Nordseeinsel geboren. Nach dem Abschluss der Mittelschule wollte er Lehrer werden und besuchte zunächst die Lehrerbildungsanstalt (LBA) in Lunden (Dithmarschen), dann ab 1943 die LBA in Ratzeburg. 1944 wechselte Krüss an die Bernhard-Rust-Hochschule in Braunschweig, ehe er sich freiwillig zur Luftwaffe meldete.

Der einzige Beleg für seinen Aufenthalt in Ratzeburg ist seine Meldekarte in der alten Kartei des Einwohnermeldeamtes.

Nach dem Zweiten Weltkrieg schloss James Krüss seine Lehrerausbildung zwar ab, war aber nie als Lehrer tätig. Schon 1946 veröffentlichte er sein erstes Buch. In der Folge erschienen zahlreiche Bilder-, Kinder- und Jugendbücher, Gedichtbände und Hörspiele. Für das Buch „Mein Urgroßvater und ich“ erhielt James Krüss 1960 den Deutschen Jugendbuchpreis, was ihn schlagartig bekannt machte. Sein wohl populärstes Werk ist „Timm Thaler“, das 1962 erschien.

Der Nachlass des Autors befindet sich heute auf Schloss Blutenburg im Westen Münchens. Auf Helgoland erinnert ein kleines James-Krüss-Museum an den berühmten Sohn der Insel.

Ratzeburg war schon im 19. Jahrhundert Zentrum der Ausbildung von Volksschullehrern. 1897 wurde das Gebäude des Lehrerseminars errichtet, in dem bis 1926 Volksschullehrer auf ihren Beruf vorbereitet wurden. Die Einrichtung wurde geschlossen, als man zu einer akademischen Ausbildung auch für die Volksschullehrer überging.

Die nationalsozialistische Schulpolitik lehnte diese akademische Ausbildung ab. Außerdem zeichnete sich in den in den 1930er Jahren ein Mangel an Volksschullehrern ab. Daher entstanden Pläne für die Einrichtung von Lehrerbildungsanstalten (LBA). Voraussetzung für den Besuch der LBA war der erfolgreiche Abschluss der 8-jährigen Volksschule. Ziel der LBA war es, „den nationalsozialistischen Volksschullehrer zu erziehen, der, im Volkstum wurzelnd, zum vollen Einsatz für Volk und Reich bereit ist.“ Die Schüler der LBA waren in Internaten untergebracht, die Ausbildung war stark militärisch ausgerichtet und von der nationalsozialistischen Ideologie geprägt. Auch bestand eine sehr enge Verbindung zur Hitlerjugend (HJ).

1941 wurden die ersten LBA eingerichtet, darunter auch die LBA in Ratzeburg, die von April 1941 bis zum 1. März 1945 existierte. Die Unterbringung erfolgte in der 1937 errichteten Jugendherberge am Küchensee, der Unterricht fand in der alten Stadtschule (Schrangenstraße) statt.

Geschichten von James Krüss werden am 05. September 2017 um 15:00 Uhr im Leseclub der Stadtbücherei zu hören sein. Zum kostenlosen Bilderbuchkino ist jedes Kind ab 4 Jahre  ohne vorherige Anmeldung herzlich willkommen und bekommt den eigenen Clubausweis!