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10.02.2017

Bedingungen für Ratzeburgs Archivarbeit weiterhin schwierig

Stadtarchivar Christian Lopau legt jährlichen Archivbericht vor

Stadtarchivar Christian Lopau hat seinen Arbeitsbericht der Archivgemeinschaft „Nordkreis Herzogtum Lauenburg“ für das Jahr 2016 vorgelegt, zu der die Stadtarchive Mölln und Ratzeburg sowie die Amtsarchive Berkenthin, Breitenfelde, Lauenburgische See und Sandesneben Nusse gehören. Der Bericht skizziert die Vielfältigkeit der Archivarbeit, deren Betätigungsfelder von der Verwaltung des Archivgutes, über öffentliche Informationsveranstaltungen und  Veröffentlichungen bis zur Mitwirkung an Projekten mit historischen Bezügen sowie besonderen Jubiläen und Jahrestagen reichen.

Die Situation des Ratzeburger Stadtarchivsbeschreibt Christian Lopau als weiterhin sehr schwierig. "Seit nunmehr zwei Jahren ist fast das gesamte Archivgut im Verwaltungstrakt der ehemaligen Ernst-Barlach-Realschule eingelagert und nicht nutzbar. Ein Termin für die notwendigen Baumaßnahmen an den künftigen Archivräumen steht noch nicht fest"

Die Arbeitsmöglichkeiten des Archivs sind daher extrem eingeschränkt. Notwendige Übernahmen von Verwaltungsschriftgut können nicht erfolgen. Für die Beantwortung von Anfragen standen lediglich die ehemaligen Standesamts- und Meldeunterlagen zur Verfügung, die während des Umzugs separat gepackt und gelagert worden waren. Mit diesen Quellen ließ sich der überwiegende Teil der eingegangenen Anfragen beantworten (vor allem Erbschaftsangelegenheiten und genealogische Recherchen). Alle weiteren Anfragen mussten mit Hinweis auf die derzeitige Lage des Stadtarchivs zurückgewiesen werden. Hierin liegt der Rückgang der Zahlen im Wesentlichen begründet.

Insgesamt wurden 2016  im Ratzeburger Stadtarchiv 101 Nutzungen des Stadtarchivs registriert, die sich wie folgt klassifizieren lassen:

Zweck

 

Art

 

Wissenschaftlich

6

Persönlich

10

Schulisch

0

Telefonisch

17

Beruflich

22

Schriftlich

27

Amtlich

11

Email

47

Privat

62

 

 

 

101

 

101

In den Sammlungsbestand des Stadtarchivs konnten Unterlagen aus zwei Nachlässen übernommen werden.

Aus dem Nachlass des früheren Kreisarchivars und Schriftstellers Hans Ferdinand Gerhard gelangte eine Reihe von Büchern zur Geschichte der Stadt und des Kreises Herzogtum Lauenburg in den Bibliotheksbestand des Stadtarchivs. Zur Verfügung gestellt wurden die Bände von Herrn Dr. Rissom, einem Enkel H.F. Gerhards.

Aus dem Nachlass von Friedrich-Wilhelm Hanck stammende Fotos und Dokumente wurden dem Stadtarchiv durch dessen Schwiegersohn, Herrn Heinz Hoffmann, übergeben.

Der Vertrag über die Überlassung des fotografischen Nachlasses von Hans-Jürgen Wohlfahrt und die Satzung für eine unselbständige Stiftung wurde nach weiteren Gesprächen mit den Erben des Fotografen den städtischen Gremien vorgelegt. Die Stadtvertretung stimmte den Vorlagen am 20. Juni 2016 zu. Da der Nachlass mit dem übrigen Archivgut eingelagert wurde, ist es derzeit nicht möglich, diesen Fotobestand weiter zu bearbeiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Durchgesehen wurden Akten der Personalabteilung (im April) und Akten des Leiters der Ratzeburger Wirtschaftsbetriebe (im Juni).

Der Lokalteil der „Lübecker Nachrichten“ aus dem Zeitraum von Juli 2015 bis Juni 2016 wurde eingebunden. Die Zeitungsausgaben werden nach der Nutzung in der Stadtbücherei an das Stadtarchiv zur dauerhaften Aufbewahrung abgegeben.

In Kooperation mit dem Deutschen Ruderverband (DRV) wurde in den Wintermonaten ein Verzeichnungsprojekt durchgeführt. In einem Kellerraum der Ruderakademie befand sich Filmmaterial, das überwiegend aus den 1950er bis 1970er Jahren stammt. Diese Filme, vor allem 16mm- und 8mm-Material, zeigen Trainings- und Wettkampfaufnahmen.

Um dieses historische Filmmaterial nutzen zu können, wurde von Herrn Helmut Griep, dem Ehrenvorsitzenden des Deutschen Ruderverbandes, eine anderweitige Unterbringung angeregt. Vorbereitend wurden die Filme über eine Excel-Liste durch den Stadtarchivar erfasst (über 500 Verzeichnungseinheiten). Anschließend wurde das Material in einen separaten Raum im Burgtheater transportiert. Dort steht auch ein Schneidetisch zur Betrachtung der Filme zur Verfügung. Dieser Schneidetisch wurde von Herrn Ulrich Koglin (TV-Film Nord) zur Verfügung gestellt. Eine endgültige Lösung für die Unterbringung und Nutzung steht noch aus und hängt auch davon ab, wie der stadtgeschichtliche Wert der Filme zu beurteilen ist.

In Kooperation mit der HLMS wurde für die Tagung des Tourismusausschusses des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V.) eine ganztägige Fahrradtour vorbereitet. Die Radtour fand, leider bei Dauerregen, am 15. April statt. Von Ratzeburg über Salem, Schmilau, Alt-Horst und Lehmrade ging die Strecke nach Mölln zum Naturparkzentrum „Uhlenkolk“. Nach einer Mittagspause führte der Rückweg nach Ratzeburg an Fredeburg vorbei über Farchau am Küchensee entlang.

Die vom Stadtarchivar geführte Fahrradtour zur Geschichte der innerdeutschen Grenze wurde am 17. August von einem Kamerateam des NDR begleitet. In der Sendung „Nordtour“ am 27. August wurde der Beitrag erstmalig gesendet. Die „Grenztour“, die vor zwei Jahren zusammen mit Dr. Andreas Wagner vom Grenzmuseum in Schlagsdorf und der Tourist Information Ratzeburg entwickelt worden war, hat auch in diesem Jahr sehr gute Resonanz gefunden.

Für die Stadtführerinnen und Stadtführer wurde am 12. Juli eine Fortbildungsveranstaltung zum Thema „Dänemark und das Herzogtum Lauenburg“ durchgeführt. Als öffentliche Veranstaltung wurde der Vortrag am 28. September im Rahmen eines Gemeindenachmittags im Petri-Forum noch einmal gehalten.

Bei einer weiteren Fortbildungsveranstaltung für die Stadtführer am 14. Dezember ging es um die „Polizeiordnung des Herzogs Franz II. von 1582“.

Am 28. Mai fand die Umbettung der sterblichen Überreste des 1917 vor Verdun gefallenen Ratzeburger Soldaten Hans Winckelmann auf dem Soldatenfriedhof Romagne-sous-Montfaucon (Frankreich) statt. Zu der Veranstaltung reiste eine Delegation der Stadt Ratzeburg, zu der auch Bürgermeister Rainer Voß gehörte. Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern der Lauenburgischen Gelehrtenschule (LG) gestaltete die Gedenkveranstaltung mit. Die Reise und der Beitrag der Schüler wurden durch den Stadtarchivar in vier Nachmittagsveranstaltungen an der LG vorbereitet. Die Arbeitsgruppe setzte sich mit der Situation des Herzogtums Lauenburg während des Ersten Weltkriegs, den Gedenkstätten in Ratzeburg und dem Schicksal einzelner Kriegsteilnehmer auseinander. Unter anderem bestand die Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem Enkel des bereits in den ersten Kriegstagen 1914 gefallenen Kommandeurs der Ratzeburger Jäger, des Majors von der Oelsnitz.

Die feierliche Beisetzung in der Nähe von Verdun fand auch in den ausländischen Medien Beachtung. Bei der Feierstunde zum Volkstrauertag auf dem St. Georgsberger Ehrenfriedhof trugen die Schülerinnen und Schüler ihren Beitrag noch einmal in einer überarbeiteten Fassung vor.

Ein ausführlicher Bericht des Stadtarchivars über das gesamte Projekt erschien im November 2016 im Heft 202 der „Lauenburgischen Heimat“.

Im Seniorenwohnsitz Ratzeburg wurde am 29. Juni ein Vortrag zur Geschichte des Herzogtums Lauenburg angeboten. Rund neunzig Zuhörerinnen und Zuhören verfolgten die Ausführungen zur Entwicklung des Herzogtums vom 11. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

Mit einer Festveranstaltung wurde am 2. Oktober 2016 in der Petri-Kirche daran erinnert, dass vor 200 Jahren an gleicher Stätte die Erbhuldigung der lauenburgischen Stände für den dänischen König Frederik VI. stattfand. Dem Festgottesdienst schloss sich ein Empfang, der Festvortrag des Stadtarchivars und ein Konzert der Sängerin Lene Krämer an.

Fortgesetzt wurde die Reihe „Archivale des Monats“ auf der Internetseite der Stadt Ratzeburg mit folgenden Themen:

Die königlich dänische Versicherungs-Acte von 1815/16 >>

Literatur zu Ansverus im Stadtarchiv >>

Aus dem Nachlass eines Ratzeburger Seminaristen >>

200. Jahrestag der lauenburgischen Erbhuldigung an den dänischen König >>

Die Polizeiordnung von 1582 >>

Schleswig-Holstein-Lauenburg? >>