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02.12.2017

23 Jahre an der Ratzeburger Grundschule
Interview mit Schulleiter a.D. Uwe Asmuß

Rückblick auf 23 Jahre Schulleitung an der Grundschule Ratzeburg

Herr Asmuß, Sie waren 23 Jahre Schulleiter der Ratzeburger Grundschule und sind jetzt wenige Tage im Ruhestand. Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Diensttag?

Nein, eigentlich nicht. Ich weiß, dass es unmittelbar nach den Osterferien 1995 war, ich hatte ausdrücklich damals den Wunsch geäußert, noch vor den Sommerferien von Geesthacht nach Ratzeburg versetzt zu werden, um bereits an der Planung des neuen Schuljahres mitwirken zu können. Meine Vorgängerin war bereits viele Monate nicht mehr im Dienst, die ganze Arbeit hin an den beiden Konrektoren.

Warum sind Sie Schulleiter geworden? Was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt?

Ich bin sehr früh Schulleiter geworden, an der Hauptschule an der ich 5 Jahre vorher mein 2. Staatsexamen gemacht hatte und dann bis 1985 Lehrer war. Ich war Vorsitzender des Bezirkspersonalrats und auch in einer Lehrergewerkschaft engagiert, so dass die Verbindung zwischen Pädagogik und Verwaltung immer schon für mich interessant war. Daher war der Schritt zum Schulleiter sicherlich nicht so groß, außerdem spielten zum damaligen Zeitpunkt auch Zufälle eine Rolle.

Wie lange haben Sie gebraucht, um sich in Ihre Rolle als Schulleiter einzufinden?

Das ging relativ schnell, da ich ja bereits wie gesagt Erfahrung in Personalplanung und Personalführung hatte, wenn auch der Schritt vom Lehramtsanwärter und Lehrer zum Schulleiter immer an derselben Schule nicht ganz unproblematisch war. Sicherlich war es dann ein großer Vorteil, bereits mit 2 ½ jähriger Erfahrung als Schulleiter nach Schleswig-Holstein zu wechseln, zunächst 1988 zur Silberbergschule in Geesthacht, dann 1995 zur GHS Vorstadt in Ratzeburg.

Was war dabei neu für Sie, worauf konnten Sie zurückgreifen?

Neu war sicherlich, nicht mehr ausschließlich zu unterrichten und unterschiedliche Interessen möglichst zielführend zu vereinen. Auch „Chef“ zu sein und Entscheidungen zu treffen und durchzusetzen musste gelernt werden.

Wie hat sich aus Ihrer Sicht die Ratzeburger Grundschule in ihren Dienstjahren entwickelt? Was wahren besondere Meilensteine?

Na, der dickste Brocken war sicherlich die Schließung der Hauptschulen und die Zusammenlegung der Vorstadt mit dem Georgsberg. Wir waren immer der Meinung als Grund- und Hauptschule die Schülerinnen und Schüler gut auf den nächsten Abschnitt vorbereitet zu haben, leider kam es dann dazu, dass die Hauptschulen geschlossen wurden.Dennoch, wir haben es geschafft, diese Veränderung zu nutzen und aus zwei Grundschulen eine gemacht, wenn es auch schwierig bleibt, das große Kollegium, das auf die beiden Standorte verteilt ist und auch jeweils eine eigene Entwicklungsgeschichte hat, immer zu einer einheitlichen Lösung zu bringen.

Welches waren dabei die größten Herausforderungen?

Wie gesagt, es sind zwei Kollegien, beide leisten eine hervorragende Arbeit, dennoch gibt es hin und wieder unterschiedliche Auffassungen über die „richtige“ Pädagogik. Das hat man ja schon innerhalb eines Kollegiums, dass unterschiedliche Auffassungen zusammengebracht werden müssen und alle „an einem Strang ziehen“. Bei zwei Kollegien ist das nicht einfacher.

Ist Grundschule aus pädagogischer Sicht heute anders, als sie es zu ihrem Dienstantritt als Schulleiter war?

Na ja, schon. War früher der Frontalunterricht die Unterrichtsmethode überhaupt, stehen jetzt andere, kooperative Unterrichtsformen im Vordergrund.Auch die Integration / Inklusion ist für alle Beteiligten eine Herausforderung. Inzwischen hat man ja erkannt, dass man mit einem „Ihr macht das schon“ nicht ausreichend weiterkommt und wir haben zusätzliche Unterstützung durch Schulsozialarbeiterinnen und Schulassistentinnen.

Wieviel Schulreformen haben sie in ihrer Dienstzeit als Schulleiter umsetzen müssen?

1, 2, 3, viele!! Nicht immer konnten wir die Reformen nachvollziehen und es bedurfte manchmal auch etwas Geschick, einerseits loyal gegenüber dem Dienstherren zu bleiben andererseits aber das Gewünschte an die Praxis anzupassen. Oftmals war es ja auch so, dass man den Eindruck hatte, dass Einsparungen als pädagogische Reform „verkauft“ wurden. Gerade z. B. der Wegfall der Vorschule und des Schulkindergartens war aus unserer Sicht nicht so ganz nachvollziehbar.

Woran erinnern Sie sich besonders gerne, wenn Sie an Ihre Zeit als Schulleiter der Ratzeburger Grundschule denken?

"An viele liebe und wissbegierige Schülerinnen und Schüler, tolle und engagierte Lehrkräfte einschließlich der gesamten schulischen Mitarbeiterschaft, eine freundliche, der Schule zugewandte Elternschaft sowie den immer kooperativen Schulträger. Ein Fest ist mir in besonderer Erinnerung geblieben: 50 Jahre Vorstadtschule - Schulfest-Konzert des Landespolizeiorchesters, der Ball mit über 200 Teinehmern abends im SWR."

Was ist aus Ihrer Sicht unerledigt geblieben?

Ach, ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin soll ja auch noch was zu tun haben, von daher sehe ich nicht, dass etwas liegengeblieben ist.

Herr Asmuß, vielen Dank für das Gespräch.

(Das Interview führte Mark Sauer, Pressesprecher der Stadt Ratzeburg)