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14.04.2010

Ortsbegehung des Arbeitskreises "Barrierefreies Ratzeburg" (Bericht aus 2010)

Der Arbeitskreis "Barrierefreies Ratzeburg" hat in großer Runde seine erste Ortsbegehung des Jahres absolviert. Gert Mario Rudolph vom DRK-Kreisverband, die Behindertenbeauftragten des DRK-Kreisverbandes, Elke Rölver, Sabine Hübner sowie Lothar Globig vom Seniorenbeirat begutachteten in Begleitung von Guido Klossek von der städtischen Bauverwaltung mit kritischem und sachkundigen Blick drei aus Sicht der Barrierefreiheit ganz unterschiedliche Problemzonen im Inselbereich der Stadt.

Zunächst ging es gemeinsam zum Marktplatz. Hier erläuterte Guido Klossek die besonderen Schwierigkeiten bei der Suche nach einem geeigneten Standort für die Einrichtung einer behindertengerechten Toilette. Derzeit, so Guido Klossek, würde eine solche Anlage an dieser zentralen Stelle komplett fehlen, da die einzigen öffentlichen Toiletten im Bereich des Marktplatzes an der Alten Wache nur über eine Treppe von der Herrenstrasse erreichbar seien. Diese könnten zwar theoretisch mit einem barrierefreien Zugang von der Seite des alten Kreishauses versehen und behindertengerecht umgebaut werden. Allerdings bedürfe diese Maßnahme der Zustimmung des Grundstückseigentümers und könnte aufgrund der bestehenden Gefällesituation eine schwierig zu realisierende Baumaßnahme mit erheblichem Investitionsbedarf darstellen. Auch die Suche nach einem Standort für einen Neubau würde sich schwierig gestalten, erklärte Guido Klossek. Die Stadt verfüge außer auf dem Marktplatz selbst, auf den jedoch ein Toilettengebäude gestaltungstechnisch kaum sinnvoll eingepasst werden könne, über keine geeigneten Flächen für die Einrichtung einer Behindertentoilette. Er bat mithin die TeilnehmerInnen des Arbeitskreises um konstruktive Vorschläge bei der Suche nach einer geeigneten Standortlösung.

Sabine Hübner regte an, bestehende Behindertentoiletten in den anliegenden Geschäften und Restaurants in die Planungen miteinzubeziehen und gegebenenfalls mit den Betreibern öffentliche Nutzungsvereinbarungen zu treffen. Damit ließe sich für einen Großteil des Tages ein Zugang zu einer behindertengerechten Toilette gewährleisten. Ein weiterer Vorschlag für einen Neubau wies auf den Vorplatz von St. Petri, der nach Angaben von Sabine Hübner trotz des Kopfsteinpflasters für Rollstuhlfahrer zugängig sei. Hierzu musste Guido Klossek jedoch anmerken, dass sich dort ein solches Vorhaben wieder nur mit Zustimmung der Eigentümer verwirklichen lassen würde. Die TeilnehmerInnen des Arbeitskreises vereinbarten, weitere Anregungen zur Lösung dieser besonderen Problemstellung zusammenzutragen. Die Behindertenbeauftragte des DRK-Kreisverbandes, Elke Rölver, betonte dabei noch einmal die in ihren Augen sehr hohe Priorität dieser Frage. Gerade eine Stadt wie Ratzeburg mit ihrem besonderen touristischen Anspruch müsse hier eine bedarfsgerechte Lösung finden.

Im Anschluss begaben sich die TeilnehmerInnen des Arbeitskreises zum Domhof. Dort erläuterte Guido Klossek den Anwesenden den aktuellen Planungsstand für die angedachte Sanierung  der Ver- und Entsorgungsleitungen sowie der Verkehrswege in diesem kulturellen Vorzeigebereich der Stadt und ließ die vom Planungsbüro erarbeiteten Vorschläge bezüglich eines barrierefreien Zugangs zu den vielen Einrichtungen auf dem Palmberg begutachten. Eine Beteiligung des Arbeitskreises mache gerade in diesem frühen Planungsstadium sehr viel Sinn, betonte Guido Klossek, da praxisnahe Vorschläge von Betroffenen von den Planern noch aufgegriffen und eingearbeitet werden könne. Erfahrungsgemäß seien die Planungsbüros für solche Hinweise immer sehr dankbar, da sie bei ihren Planungen angesichts der vielen Anforderungen aus Denkmalschutz und Verkehrsführung nicht immer auch den Aspekt der barrierefreien Zuwegung im Blick haben würden. Die TeilnehmerInnen vereinbarten nach dieser ersten Einweisung vor Ort eine weitere gemeinsame Analyse des Vorplans.

Abschließend begab sich der Arbeitskreis "Barrierefreies Ratzeburg" zur Badestelle am Aqua Siwa. Dort erläuterte Sabine Hübner den Anwesenden einen Herzenswunsch, der für Nichtbehinderte zum alltäglichen Leben in Ratzeburg einfach dazugehört - im Sommer in den umliegenden Seen baden zu können. Angesichts der wunderschönen Seenlandschaft, in welche die Inselstadt gebettet ist, möchten natürlich auch gehbehinderten Menschen die Vorzüge der Wassernähe nutzen können, würden aber vielfach an einer fehlenden Zuwegung scheitern. Dabei sei, so Sabine Hübner, die Lösung hier relativ einfach und wenig kostspielig. Mit speziellen Gummimatten könne ein Weg bis in Wasser gezogen werden, der für Rollstuhlfahrer befahrbar sei. Diese Matten könnten zu Saisonbeginn ausgelegt und müssten nur hin und wieder von Sand befreit werden. Sabine Hübner zeigte sich überzeugt, dass sich eine solche Zuwegung zum Wasser unter Gehbehinderten und Rollstuhlfahrern im Kreisgebiet schnell herumsprechen würde und Ratzeburg als Ausflugsort damit bedeutend interessanter werden könnte. Zudem würde eine solche barrierefreie Maßnahme auch Nichtbehinderten zugutekommen, beispielsweise Müttern mit Kinderwagen.

Quelle: Stadt Ratzeburg