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Archivalen 2023

Archivale 01/2023 - Fotos aus dem Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt
Haus Mecklenburg

Der Ratzeburger Fotograf und Journalist Hans-Jürgen Wohlfahrt ist am 23. Juni 2014 in Ratzeburg verstorben. Sein umfangreicher fotografischer Nachlass wurde auf Wunsch des Verstorbenen durch seine Erben an das Stadtarchiv Ratzeburg übergeben. Dieses Fotoarchiv ist von herausragender Bedeutung und enthält zahlreiche Fotodokumente, denen ein hoher zeithistorischer und kultureller Wert zukommt. Die Verwaltung und Pflege des fotografischen Nachlasses erfolgt im Rahmen einer nichtrechtsfähigen örtlichen Stiftung durch die Stadt Ratzeburg.

In der Reihe „Archivale des Monats“ stellt das Stadtarchiv Ratzeburg in diesem Jahr ausgewählte Fotografien aus dem Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt vor.

Haus Mecklenburg

Zu den besonders geschichtsträchtigen Gebäuden auf der Stadtinsel gehört das Haus Domhof 41. Das zweigeschossige Fachwerktraufenhaus geht auf das ausgehende 17. Jahrhundert zurück und wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf die heutige Größe erweitert. Am Eingang des Domhofs gelegen, wird an der Geschichte des Hauses die enge Verflechtung Mecklenburgs und Lauenburgs deutlich. Der Domhof gehörte vom Westfälischen Frieden (1648) bis zum Groß-Hamburg-Gesetz (1937) zu Mecklenburg. Das Haus diente bis 1816 als „Official-Haus“ mecklenburg-strelitzschen Regierungsbeamten als Wohnsitz. Ende des 19. Jahrhunderts wurde es Mannschaftgebäude des Lauenburgischen Jäger-Bataillons Nr. 9, weshalb viele Ratzeburger bis heute von der „Domkaserne“ sprechen.




Mitte der 1970er wurde in der Stadt heftig über den Abriss des Gebäudes diskutiert, lag es doch auf der Trasse der damals geplanten nördlichen Umgehung des Stadtkerns. Lange Zeit war das Haus ungenutzt und bot einen wenig ansehnlichen Eindruck. Die Künstlerin Ilse Harms-Lipski setzte sich für den Erhalt des baufällig gewordenen Hauses ein „und entwarf, gemeinsam mit einem von ihr geleiteten Malkurs der Volkshochschule Ratzeburg, 48 großformatige Fensterbilder, die dem verfallenden Gebäude auf der Domhalbinsel wieder Glanz verliehen.


Das 1981 unter Denkmalschutz gestellte städtische Gebäude wurde durch die Mecklenburgische Vermögensverwaltung erworben und als Kulturzentrum der Stiftung Mecklenburg eingerichtet. Offiziell eröffnet wurde das „Haus Mecklenburg“ 1986. Es beherbergte eine Sammlung zu „kulturellen Werten“ aus Mecklenburg und eine mecklenburgische Bibliothek von über 6.000 Bänden. Exponate aus dem Sammlungsbestand waren in einer Dauerausstellung zu sehen. Vorträge, Seminare und Filmvorführungen widmeten sich schwerpunktmäßig der mecklenburgischen Kultur und Geschichte, den deutsch-deutschen Beziehungen und der Entwicklung der DDR.



Nach der Grenzöffnung änderte die 1973 gegründete Stiftung Mecklenburg ihre Satzung und wählte sich als Hauptaufgabe den Brückenschlag zwischen den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Nachdem die Arbeit der Stiftung aus personellen und finanziellen Gründen nach der Jahrtausendwende weitgehend zum Erliegen gekommen war, wurde 2007 die Verlegung des Stiftungssitzes nach Schwerin beschlossen. Der Umzug war 2011 abgeschlossen, das Gebäude stand leer. 2015 verkaufte das Land Mecklenburg-Vorpommern das Haus, das im Herbst 2016 als private Galerie wieder eröffnet wurde.

Dokument anzeigen: Haus Mecklenburg - Kulturzentrum der Stiftung Mecklenburg
Haus Mecklenburg - Kulturzentrum der Stiftung Mecklenburg (Flyer)

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Archivale 02/2023 - Fotos aus dem Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt
Winter in Ratzeburg

Der Ratzeburger Fotograf und Journalist Hans-Jürgen Wohlfahrt ist am 23. Juni 2014 in Ratzeburg verstorben. Sein umfangreicher fotografischer Nachlass wurde auf Wunsch des Verstorbenen durch seine Erben an das Stadtarchiv Ratzeburg übergeben. Dieses Fotoarchiv ist von herausragender Bedeutung und enthält zahlreiche Fotodokumente, denen ein hoher zeithistorischer und kultureller Wert zukommt. Die Verwaltung und Pflege des fotografischen Nachlasses erfolgt im Rahmen einer nichtrechtsfähigen örtlichen Stiftung durch die Stadt Ratzeburg.

In der Reihe „Archivale des Monats“ stellt das Stadtarchiv Ratzeburg in diesem Jahr ausgewählte Fotografien aus dem Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt vor.

Winter in Ratzeburg

Wie eine Legende aus ferner Zeit erscheinen uns bisweilen die Geschichten und Erinnerungen an schneereiche Winter, in denen „nichts mehr ging“, weil ein Zuviel an weißer Pracht die Straßen unpassierbar machte.

Aus dem März 1970 stammt die Aufnahme mit dem VW-Käfer neben einer Schneeverwehung bei Gudow. Ein später Wintereinbruch hatte weite Teile Norddeutschlands in ein Schneechaos gestürzt. Im östlichen Schleswig-Holstein waren rund 20 Ortschaften für Stunden von der Außenwelt abgeschnitten. Im Kreis Herzogtum Lauenburg war vor allem Gülzow betroffen. Meterhohe Schneewehen hatten auch Teile der Bundesstraße 207 unpassierbar gemacht.

Im fotografischen Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt findet sich eine ganze Reihe winterlicher Impressionen, die uns die Freuden wie auch die Mühen winterlicher Tage nachempfinden lassen.

Vor allem im schneereichen Winter 1978/79 sind zahlreiche Fotos von Hans-Jürgen Wohlfahrt in den „Lübecker Nachrichten“ erschienen. Darunter sind stimmungsvolle Fotografien wie der Blick auf die schmiedeeisernen Grabkreuze auf dem Friedhof am Steindamm (LN 28. Februar 1979), aber auch Aufnahmen winterlicher Aktivitäten.

Während in Ratzeburg „Auf dem Tischlerland“ mühevoll mit dem Schneeschieber geräumt wurde (LN 22. Februar 1979) testete man in Panten eine aus Finnland importierte „Schneeschleuder“, eine Kombination aus Schneefräse und Schleuder, die 4.000 m³ Schnee pro Stunde aus dem Weg räumen konnte (LN 21. Januar 1979).

Die Eisläufer zog es in Scharen auf die zugefrorenen Wasserflächen, wie hier auf dem Ruschensee (LN 9. Februar 1979).


Wie kreativ man mit dem Schnee umgehen konnte, zeigt abschließend die eindrucksvolle Figurengruppe, die von Schülerinnen und Schülern der Lauenburgischen Gelehrtenschule an der Schule gestalten wurde.

Archivale 03/2023 - Fotos aus dem Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt
Kunst am Bau vor 50 Jahren - Die „Welle“

Der Ratzeburger Fotograf und Journalist Hans-Jürgen Wohlfahrt ist am 23. Juni 2014 in Ratzeburg verstorben. Sein umfangreicher fotografischer Nachlass wurde auf Wunsch des Verstorbenen durch seine Erben an das Stadtarchiv Ratzeburg übergeben. Dieses Fotoarchiv ist von herausragender Bedeutung und enthält zahlreiche Fotodokumente, denen ein hoher zeithistorischer und kultureller Wert zukommt. Die Verwaltung und Pflege des fotografischen Nachlasses erfolgt im Rahmen einer nichtrechtsfähigen örtlichen Stiftung durch die Stadt Ratzeburg.

In der Reihe „Archivale des Monats“ stellt das Stadtarchiv Ratzeburg in diesem Jahr ausgewählte Fotografien aus dem Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt vor.

Kunst am Bau vor 50 Jahren - Die „Welle“ von Hans-Werner Könecke am „Aqua Siwa“ (1973)

An die Entstehung des Ratzeburger Schwimmbads „Aqua Siwa“ haben wir im vergangenen Jahr bereits erinnert, als sich das Richtfest zum 50. Mal jährte (Archivale 06/2022). Am 19. Oktober 1973 wurde das neue Bad, das von den Planern und Architekten Rudolf und Ingeborg Geier für 5,2 Mio. DM errichtet worden war, nach rund 14-monatiger Bauzeit der Öffentlichkeit übergeben. Wie für viele andere öffentliche Bauvorhaben wurde auch für die neue Schwimmhalle „Kunst am Bau“ in Auftrag gegeben.


Für das Mineralwasser-Hallenbad schuf Hans-Werner Könecke eine flache, abstrakt gehaltene Skulptur, die den Titel „Die Welle“ erhielt. Der 1940 in Frankfurt/Oder geborene Künstler kam in seiner Jugend in Mölln zur Bildhauerei. Er erhielt Malunterricht bei Max Ahrens und absolvierte eine Lehre als Modelltischler. Viele seiner Arbeiten widmen sich in Holz oder Bronze der Darstellung von Menschen und Tieren. Über 200 Arbeiten umfasst sein Werk, für das er 2002 mit dem Kulturpreis der Stiftung Herzogtum Lauenburg ausgezeichnet wurde. U. a. in Hamburg, Norderstedt, Eckernförde und Mölln (vor dem Stadthaus) sind Arbeiten Köneckes zu finden (www.sh-kunst.de).

In Ratzeburg können Spaziergänger vor dem Städtischen Kindergarten seinen Fischotter (1980) entdecken.

Hans-Jürgen Wohlfahrt hat den Entstehungsprozess des Kunstwerks am Aqua Siwa fotografisch begleitet. In dem begleitenden Text heißt es:

„Blickfang für die Besucher des neuen Hallenbades am Küchensee wird die jüngste Arbeit von Hans-Werner Könecke sein: Eine chromglänzende Welle, mit der es dem vielseitigen Bildhauer gelungen ist, das Fließen einer Welle einzufangen. Eine kleine Gruppe Ratzeburger mit Bürgermeister Dr. Peter Schmidt war in einer Bergedorfer Gießerei Zeuge bei der äußerst komplizierten und interessanten ‚Geburt‘ der Plastik. Wohl an das oft sehr kabbelige Wasser des Küchensees denkend taufte man das Schwimmhallen-Kunstwerk spontan ‚Kabbelwelle‘.“


Nicht selten wird „Kunst am Bau“ wenig beachtet, gerät in Vergessenheit oder verschwindet bei Abriss- oder Renovierungsarbeiten ganz. Auch die „Welle“ war lange Zeit aus dem Blickfeld geraten, ehe die Skulptur 2013 wiederentdeckt und mit Unterstützung des Ratzeburger Rotary Clubs im Kurpark gegenüber vom „Seegarten“ wieder aufgestellt wurde.

Archivale 04/2023 - Fotos aus dem Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt
Wahlkampf

Der Ratzeburger Fotograf und Journalist Hans-Jürgen Wohlfahrt ist am 23. Juni 2014 in Ratzeburg verstorben. Sein umfangreicher fotografischer Nachlass wurde auf Wunsch des Verstorbenen durch seine Erben an das Stadtarchiv Ratzeburg übergeben. Dieses Fotoarchiv ist von herausragender Bedeutung und enthält zahlreiche Fotodokumente, denen ein hoher zeithistorischer und kultureller Wert zukommt. Die Verwaltung und Pflege des fotografischen Nachlasses erfolgt im Rahmen einer nichtrechtsfähigen örtlichen Stiftung durch die Stadt Ratzeburg.

In der Reihe „Archivale des Monats“ stellt das Stadtarchiv Ratzeburg in diesem Jahr ausgewählte Fotografien aus dem Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt vor.

Wahlkampf

Wahlplakate gehören nicht unbedingt zu den aufregendsten Motiven für einen Fotografen. In der Regel nehmen wir die Gesichter der Kandidaten und die Slogans der Parteien allenfalls beiläufig wahr. Wenn aber Hans-Jürgen Wohlfahrt seine Kamera auf die Plakate richtet, hat er meist ein kurioses Detail entdeckt oder einen zufälligen Passanten eingefangen, sodass wir das Gefühl haben, es werde hier eine kleine Geschichte aus dem Alltag erzählt.


Die Radfahrerin vor dem Plakat von Uwe Ronneburger (FDP-Landesvorsitzender von 1970-1983) oder der ältere Herr mit den Einkaufstaschen neben dem Plakat von Klaus Matthiesen (1975 und 1979 Spitzenkandidat des SPD in Schleswig-Holstein), verleihen den Bildern ihren besonderen Reiz.

Die Werbung für den Weizenkorn, die unter dem Wahlplakat für Gerhard Stoltenberg zur Landtagswahl am 29. April 1979 zu erkennen ist („Kernig, kornig, klar“), könnte auch als ironischer Kommentar verstanden werden, und der Plakatkleber auf der Leiter wirkt auf dem Foto zusätzlich als dynamisches Element.

Die Bundestagswahl am 19. November 1972 brachte mit 91,1% die bislang höchste Wahlbeteiligung bei einer Bundestagswahl. Die Auseinandersetzung zwischen den Spitzenkandidaten Willy Brandt (SPD) und Rainer Barzel (CDU) hat dazu sicher beigetragen. Die örtliche CDU spannte damals über den Lüneburger Damm ein Banner mit der selbstbewussten Behauptung „Ratzeburg wählt CDU“. Die SPD ließ das nicht unwidersprochen und kommentierte das Statement mit einem eigenen Banner.

„Schweinerei im Wahlkampf!“ hat Hans-Jürgen Wohlfahrt selbst die Aufnahme untertitelt, die vor der Bundestagswahl vom 5. Oktober 1980 in Hollenbek entstand. Das Schwein scheint sich nicht zwischen den Kontrahenten Franz-Josef Strauss und Helmut Schmidt entscheiden zu können. „Ein weiterer (letzter?) Fall für die Schiedsstelle für einen fairen Wahlkampf?“ – Diese Frage musste letztlich offen bleiben.

Archivale 05/2023 - Fotos aus dem Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt
Richtfest für den Seniorenwohnsitz Ratzeburg

Der Ratzeburger Fotograf und Journalist Hans-Jürgen Wohlfahrt ist am 23. Juni 2014 in Ratzeburg verstorben. Sein umfangreicher fotografischer Nachlass wurde auf Wunsch des Verstorbenen durch seine Erben an das Stadtarchiv Ratzeburg übergeben. Dieses Fotoarchiv ist von herausragender Bedeutung und enthält zahlreiche Fotodokumente, denen ein hoher zeithistorischer und kultureller Wert zukommt. Die Verwaltung und Pflege des fotografischen Nachlasses erfolgt im Rahmen einer nichtrechtsfähigen örtlichen Stiftung durch die Stadt Ratzeburg.

In der Reihe „Archivale des Monats“ stellt das Stadtarchiv Ratzeburg in diesem Jahr ausgewählte Fotografien aus dem Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt vor.

Vor 50 Jahren – Richtfest für den Seniorenwohnsitz Ratzeburg (SWR)

Der Bau des Seniorenwohnsitzes war das größte Bauvorhaben in der jüngeren Stadtgeschichte Ratzeburgs. Im November 1971 begannen die Arbeiten an dem Projekt, das eine Investitionssumme von 75 Millionen DM umfasste. Die Grundsteinlegung erfolgte am 29. November 1971. Am 26. Oktober 1973 konnte Richtfest gefeiert werden. Schon im Mai 1974 zogen die ersten Bewohner ein. Werbeaktionen in der Presse und im Fernsehen hatten ein großes Interesse zur Folge. Im Juni war fast die Hälfte der 505 Appartements bereits vergeben. Der volle Betrieb der Anlage konnte im Herbst 1974 aufgenommen werden. Hans-Jürgen Wohlfahrt begleitete das Großprojekts mit der Kamera und berichtete für die „Lübecker Nachrichten“ über die Entwicklung von den ersten Bauarbeiten bis zum Bezug der Wohnungen.


Ein Artikel über den ersten Rundgang über den Bauplatz erschien in der LN-Ausgabe vom 15. Februar 1973. Ein erheblicher Teil der Arbeiten wurde durch das polnische Bauunternehmen Budimex ausgeführt, das seinen Sitz in Warschau hatte und mit 20.000 Fachkräften Hoch- und Tiefbauaufträge im Ausland übernahm. Rund 200 Betonarbeiter, Zimmerleute, Eisenbieger, Elektriker und Installateure, die überwiegend aus der Umgebung von Krakau stammten, waren beim Bau des SWR beschäftigt. Sie waren in vier Wohnbaracken untergebracht.



Zum Richtfest am 26. Oktober 1973 konnte der Initiator des Projektes, Theo Urbach, weit über 300 Gäste begrüßen (LN vom 28. Oktober 1973). Bürgermeister Dr. Peter Schmidt hob in seiner Ansprache die Bedeutung des Vorhabens für die Stärkung der Wirtschaftskraft Ratzeburg hervor. Den Richtspruch unter der sechs Meter hohen Richtkrone hielt Zimmerpolier Günther Claussen aus Norderstedt.


Am 13. Juni 1974 wurden in einem Zeitungsbericht die ersten Bewohner vorgestellt. 



Archivale 06/2023 - Fotos aus dem Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt
Einweihung des A. Paul-Weber-Hauses

Der Ratzeburger Fotograf und Journalist Hans-Jürgen Wohlfahrt ist am 23. Juni 2014 in Ratzeburg verstorben. Sein umfangreicher fotografischer Nachlass wurde auf Wunsch des Verstorbenen durch seine Erben an das Stadtarchiv Ratzeburg übergeben. Dieses Fotoarchiv ist von herausragender Bedeutung und enthält zahlreiche Fotodokumente, denen ein hoher zeithistorischer und kultureller Wert zukommt. Die Verwaltung und Pflege des fotografischen Nachlasses erfolgt im Rahmen einer nichtrechtsfähigen örtlichen Stiftung durch die Stadt Ratzeburg.

In der Reihe „Archivale des Monats“ stellt das Stadtarchiv Ratzeburg in diesem Jahr ausgewählte Fotografien aus dem Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt vor.

Die Einweihung des A. Paul-Weber-Hauses 1973

Das Kreismuseum und das A. Paul-Weber-Museum auf dem Domhof feiern in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Der Fotograf Hans-Jürgen Wohlfahrt hat den Künstler A. Paul Weber mit seiner Kamera immer wieder begleitet und auch die umfangreichen Bauarbeiten bis zur Einweihung des Weber-Museums im Bild festgehalten.


Das Haus, das aus der Mitte des 17. Jahrhunderts stammt und im späten 18: Jahrhundert seine klassizistische Fassade erhalten hat, galt vor der Sanierung nicht allen als erhaltenswert. In der Diskussion im Kreistag um den Ankauf des in Ratzeburg als „Nonnig’sches Haus“ bekannten Gebäudes war sogar von einer „Klamotte“ die Rede. 1971 erwarb der Kreis Herzogtum Lauenburg das Gebäude mit dem großen, zum Domsee hin abfallenden Garten.




Die Einrichtung eines Museums zu Lebzeiten des Künstlers war zweifellos eine besondere Auszeichnung, die durch den prominenten Besuch zur Einweihung zusätzliches Gewicht und ein breites Echo erhielt.


Im Rahmen eines dreitägigen Besuchs in Schleswig-Holstein nahm auch Bundespräsident Gustav Heinemann an der Einweihung der neuen Museen des Kreises teil. Heinemann würdigte, wie es in einem Bericht der „Lübecker Nachrichten“ vom 2. Oktober 1973 hieß, „den von ihm verehrten Graphiker A. Paul Weber als einen scharfsinnigen Zeitkritiker von hohem Rang. Er schätzte viele seiner Werke, ohne ein bestimmtes Werk zu bevorzugen und nannte das Lebenswerk A. Paul Webers in der Vielzahl ungewöhnlich gleichwertig. ‚Ich freue mich, daß er hier die verdiente Möglichkeit hat, seine Werke zu zeigen.‘“


Neben dem Bundespräsidenten waren auch der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Gerhard Stoltenberg, weitere Minister des Landes und prominente Vertreter des öffentlichen Lebens angereist. Eingebunden war der Festakt in die Feier des zentralen Erntedankfestes der Landesregierung, sodass viele Tausend Menschen in Ratzeburg bei strahlendem Sonnenschein an diesem Tag auf den Beinen waren. Heute sind in den 23 Räumen des Museums rund 300 Exponate des umfangreichen und vielfältigen Schaffens A. Paul Webers zu sehen.

Archivale 07/2023 - Fotos aus dem Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt
Werke von Karlheinz Goedtke

Der Ratzeburger Fotograf und Journalist Hans-Jürgen Wohlfahrt ist am 23. Juni 2014 in Ratzeburg verstorben. Sein umfangreicher fotografischer Nachlass wurde auf Wunsch des Verstorbenen durch seine Erben an das Stadtarchiv Ratzeburg übergeben. Dieses Fotoarchiv ist von herausragender Bedeutung und enthält zahlreiche Fotodokumente, denen ein hoher zeithistorischer und kultureller Wert zukommt. Die Verwaltung und Pflege des fotografischen Nachlasses erfolgt im Rahmen einer nichtrechtsfähigen örtlichen Stiftung durch die Stadt Ratzeburg.

In der Reihe „Archivale des Monats“ stellt das Stadtarchiv Ratzeburg in diesem Jahr ausgewählte Fotografien aus dem Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt vor.

Werke von Karlheinz Goedtke in Ratzeburg

Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.

Treffend beschreibt es ein Museumsführer: „Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen.“

Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem ehemaligen Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.

Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.

Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.

Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten.

Junger Weidehengst

Der „Junge Weidehengst“, im Volksmund eher als das „Kreispferd“ bekannt, steht in der Parkanlage Unter den Linden. Die Bronzeplastik Karlheinz Goedtkes misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen. Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962.


Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst „spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.

Sich waschender Knabe

Ebenfalls von Karlheinz Goedtke stammt der sich waschende Knabe im Atrium des Kreisgesundheitsamtes Ratzeburg (80 cm, 1965).

Im Juni 1965 wurde das Kreisgesundheitsamt auf der Insel eingeweiht. Als „modernsten Neubau dieser Art“ feierten die „Lübecker Nachrichten“ den Bau, in dessen Innenhof die bronzene Brunnenfigur von Karlheinz Goedtke aufgestellt wurde. Kreisrat Erich Wendicke betonte, der Neubau erweise sich in der Schönheit seiner Architektur, aber auch in seiner wohldurchdachten, sinnvollen und zweckentsprechenden Konstruktion als so vorbildlich, dass er die ungeteilte Zustimmung des Kreistages finde. Das Foto zeigt Karlheinz Goedtke und Landrat Gerhard Wandschneider im Innenhof des Kreisgesundheitsamtes.

Karlheinz Goedtke und Dr. Wolfgang Brandenburger

Anlässlich des 60. Geburtstags von Kreismedizinaldirektor Dr. Wolfgang Brandenburger entstand in Karlheinz Goedtkes Atelier in nur zwei Sitzungen das Tonmodell des Kopfes des Jubilars. Nach Goedtkes eigener Aussage sollte es das „Porträt Nr. 1“ in einer Reihe von „interessanten Köpfen aus meinem Freundeskreis“ werden. (Bericht in den LN am 2. Juli 1972)

Der Taschenmann

Ein weiteres Werk von Karlheinz Goedtke steht vor der Kreissparkasse am Markt, an der Einmündung der Domstraße. 1957 wurde die Bronzefigur aufgestellt, die eine Höhe von 170 cm misst. Der Taschenmann kehrt seine leeren Hosentaschen nach außen – Geld hat er offensichtlich keins, aber sein Gesichtsausdruck verrät, dass er sich deshalb keine besonderen Sorgen macht. Er wirkt eher heiter und regt den aufmerksamen Betrachter zu Spekulationen darüber an, was er wohl vor einer Sparkasse zu suchen hat.

Ursprünglich hatte die Figur in Höhe des ersten Stockwerks des Hauptverwaltungsgebäudes der Kreissparkasse gestanden. Nach der Fertigstellung des neuen Hauptgebäudes wurde die Bronze-Plastik Anfang Oktober 1977 vor den Haupteingang der Kreissparkasse aufgestellt.

Präsentation eines Goedtke-Bildbandes

Im April 1979 konnte im Möllner Lohgerber-Haus in der Mühlenstraße ein Bildband mit Werken von Karlheinz Goedtke der Öffentlichkeit präsentiert werden. Das Bild zeigt die Übergabe des Bandes durch die Verlegerin, Frau Wachholtz, an den Künstler. Am Rednerpult applaudiert der Präsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg, Dr. Uwe Barschel. Die Stiftung hatte den Band in ihrer Schriftenreihe herausgegeben. (Bericht in den Lübecker Nachrichten am 18. April 1979)


Archivale 08/2023 - Fotos aus dem Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt
Ansverus-Wallfahrt

Der Ratzeburger Fotograf und Journalist Hans-Jürgen Wohlfahrt ist am 23. Juni 2014 in Ratzeburg verstorben. Sein umfangreicher fotografischer Nachlass wurde auf Wunsch des Verstorbenen durch seine Erben an das Stadtarchiv Ratzeburg übergeben. Dieses Fotoarchiv ist von herausragender Bedeutung und enthält zahlreiche Fotodokumente, denen ein hoher zeithistorischer und kultureller Wert zukommt. Die Verwaltung und Pflege des fotografischen Nachlasses erfolgt im Rahmen einer nichtrechtsfähigen örtlichen Stiftung durch die Stadt Ratzeburg.

In der Reihe „Archivale des Monats“ stellt das Stadtarchiv Ratzeburg in diesem Jahr ausgewählte Fotografien aus dem Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt vor.

Ansverus-Wallfahrt

In der Nähe von Einhaus erinnert ein Radkreuz aus gotländischem Kalkstein an den Abt Ansverus, der dem Kloster auf dem St. Georgsberg vorstand und 1066 während eines Slawenaufstands gesteinigt wurde. Seit 1951 findet traditionell am zweiten Sonntag im September in Erinnerung an das Martyrium des Ansverus eine Wallfahrt statt. Im ersten Jahr war lediglich das Dekanat Lübeck eingeladen, „um die Möglichkeit einer Wallfahrt auf dem Acker am Ansveruskreuz zu erkunden“ (Lübecker Nachrichten vom 11. September 1952). Waren im ersten Jahr 1.200 Pilger der Einladung gefolgt, schätzte man die Teilnehmerzahl 1952 schon auf etwa 3.000.


Seither machen sich Jahr für Jahr Katholikinnen und Katholiken aus ganz Norddeutschland auf den Weg nach Einhaus, viele pilgern von den Ausgangspunkten Ratzeburg, Mölln und Lübeck zum Ansveruskreuz. Die Wallfahrt ist zu einem festen Bestandteil im Veranstaltungskalender der katholischen Kirche in Norddeutschland geworden. Da Ansverus auch in der evangelisch-lutherischen Kirche eine Rolle spielt, gibt es seit vielen Jahren auch ökumenische Gottesdienste und eine Beteiligung der evangelischen Christen.


Besonders viele Menschen zog die Wallfahrt im Jahr 1966 an, als man den 900. Jahrestag des Martyriums beging. Etwa 8.000 Wallfahrer nahmen an dem feierlichen Pontifikalamt teil, das von Kardinal D. Lorenz Jäger (Paderborn), Bischof Helmut Hermann Wittler (Diözese Osnabrück), Weihbischof Johannes von Rudloff (Hamburg) und Abt Pius Buddenborg (Coesfeld, Abt des Benediktiner-Klosters Gerleve) zelebriert wurde. Rund hundert Banner der Kolpingsfamilie und der katholischen Jugend schmückten den Festplatz. Eine ökumenische Gebetsstunde im Ratzeburger Dom schloss sich am Nachmittag an.


In diesem Jahr fand die Ansverus-Wallfahrt am 10. September statt. Da 2007 und 2011 die Wallfahrt zugunsten anderer Veranstaltungen mit überregionaler Bedeutung nicht stattgefunden hat (Wallfahrt des Erzbistums nach Dreilützow 2007; Seligsprechung der Lübecker Märtyrer 2011), ist es in diesem Jahr die 70. Wallfahrt.

Archivale 09/2023 - Ziegelei am Zittschower Weg

Unser Foto zeigt die ehemalige Ziegelei am Zittschower Weg, deren Schornstein bis heute weithin sichtbar ist.

Am 22. Februar 1854 teilte der Ratzeburger Maurermeister Bartels[1] dem Magistrat mit, dass er zwei Koppeln Land „in der Zittschau“ erworben habe und in dieser „von der Stadt entfernten, fast Salemer Gegend“ beabsichtige, eine Ziegelei anzulegen. Er begründete dies mit dem „Mangel an gut gebrannten Mauer- und Ziegelsteinen“ und einer „vermehrten Baulust“. Bartels wies in seinem Gesuch um Genehmigung der Ziegelei auch darauf hin, dass er mit seiner Ziegelei neue Arbeitsplätze schaffe. Wenige Woche später erhielt Bartels die Genehmigung durch den Magistrat und die Königliche Regierung des Herzogtums Lauenburg (Stadtarchiv Ratzeburg Nr. 2613)


Den jährlichen Berichten zur „Lage der Industrie“ (Stadtarchiv Ratzeburg Nr. 4856), die aus dem Zeitraum von 1887 bis 1901 vorliegen, ist zu entnehmen, dass auf der Ziegelei zwischen 11 (1888) und 25 Arbeiter (1893-1895) beschäftigt waren, die täglich 12 Stunden arbeiteten.


Die Steigerung der Beschäftigtenzahl wird im Bericht von 1894 damit begründet, dass „in der Ziegelei von A. Bartels […] von dem Besitzer im vergangenen Sommer zur schnelleren und besseren Lieferung von Steinen, Röhren pp. eine Dampfmaschine von 30 Pferdekräften angebracht [ist], so daß dieses Etablissement augenblicklich bedeutend leistungsfähiger ist wie in den früheren Jahren.“ Der Bau der Oldesloe-Hagenower Bahn, des Ratzeburger Seminars und „vieler durch Feuer zerstörter Gebäude in der Umgegend“ sicherten den Absatz.

Auf dem Gelände wurde auch eine transportable Eisenbahnanlage betrieben, deren Länge 200 Meter betrug. Zwei Kippwagen der Firma Orenstein und Koppel waren im Einsatz (Stadtarchiv Ratzeburg Nr. 3131). Der Zieglermeister besaß 1841 eine Schankkonzession, die 1911 von Zieglermeister Hafemann auf seinen Nachfolger Friedrich Kruse überging (Stadtarchiv Ratzeburg Nr. 6486).

1929 hat Emil Kruse die Ziegelei erworben, die 1949 an Albrecht Eichblatt verpachtet wurde. Rund 50 Mitarbeiter waren hier tätig, bevor der Betrieb 1958 wegen Tonmangels stillgelegt wurde. Zahlreiche Gebäude wurden abgerissen, am Standort der Ziegelei wurde ein landwirtschaftlicher Betrieb eingerichtet.


[1] 1841 wird der aus Mölln stammende Heinr. Christ. Conrad Bartels Bürger der Stadt Ratzeburg (B. Raute „Die Neubürger der Stadt Ratzeburg 1601-1871, Ratzeburg 1933, S. 77).

Archivale 10/2023 - Fotos aus dem Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt - Ratzeburg schmückt sich für die Weihnachtszeit

Der Ratzeburger Fotograf und Journalist Hans-Jürgen Wohlfahrt ist am 23. Juni 2014 in Ratzeburg verstorben. Sein umfangreicher fotografischer Nachlass wurde auf Wunsch des Verstorbenen durch seine Erben an das Stadtarchiv Ratzeburg übergeben. Dieses Fotoarchiv ist von herausragender Bedeutung und enthält zahlreiche Fotodokumente, denen ein hoher zeithistorischer und kultureller Wert zukommt. Die Verwaltung und Pflege des fotografischen Nachlasses erfolgt im Rahmen einer nichtrechtsfähigen örtlichen Stiftung durch die Stadt Ratzeburg.

In der Reihe „Archivale des Monats“ stellt das Stadtarchiv Ratzeburg in diesem Jahr ausgewählte Fotografien aus dem Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt vor.

Ratzeburg schmückt sich für Weihnachten

Die Sehnsucht nach Licht und Wärme prägt gerade in den nördlicheren Breitengraden die Wintermonate und spiegelt sich auch in zahlreichen Bräuchen und Traditionen der Advents- und Weihnachtszeit. Besonders die Verbindung vom winterlichen Grün der Weihnachtsbäume mit dem Lichterschmuck gehört für die meisten zur Weihnachtszeit unbedingt dazu. Dabei hat die Tradition des Weihnachtsbaumes bei uns noch gar keine so lang zurückreichende Geschichte. 1774 beschreibt Goethe in seinem „Werther“ einen Lichterbaum, ein Brauch, der zunächst in adligen und höfischen Kreisen Eingang fand und dann von gehobenen bürgerlichen Schichten übernommen wurde. 1796 wird ein Weihnachtsbaum auf Schloss Wandsbek erwähnt. 1799 schildert der englische Dichter Samuel Taylor Coleridge ein Weihnachtsfest im Pfarrhaus auf dem St. Georgsberg – dort gibt es noch keinen Baum, sondern Kerzen auf einem Eibenzweig.


Nicht nur die Häuser und Wohnungen werden in der Adventszeit geschmückt und beleuchtet, auch die Straßen und Plätze erhalten in dieser Zeit ihren vorweihnachtlichen Putz. Die Geschichte der Ratzeburger Weihnachtsbeleuchtung und -dekoration ist allerdings noch nicht geschrieben. Trotzdem findet man hin und wieder aufschlussreiche Hinweise. 

Schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg und der Notzeit der Nachkriegsjahre entwickelt sich das weihnachtliche Treiben. 1949 lesen wir in der „Lauenburgischen Zeitung“ von einem Weihnachtsmarkt und einem „Weihnachtsbaum für alle“ auf dem Marktplatz. 1950 berichtet die Zeitung, dass sich die Stadt mit Tannengirlanden und Lichterketten weihnachtlich geschmückt habe. Auf dem Marktplatz wurde damals für die Kinder auch eine Märchengruppe mit Rotkäppchen und dem Wolf aufgestellt.


Selbst in Krisenjahren wollte man auf die Weihnachtsbeleuchtung nicht völlig verzichten, auch wenn sie nur „auf Sparflamme“ brannte. Als Folge der Energiekrise des Jahres 1973 beschloss die „Aktionsgemeinschaft Kreisstadt Ratzeburg“, die Weihnachtsbeleuchtung nur noch drei Stunden, von 16 bis 19 Uhr, brennen zu lassen. Insgesamt waren in jenem Jahr von der Aktionsgemeinschaft “für den 1. Bauabschnitt der neuen Weihnachtsbeleuchtung Stadtinsel rund 800 Meter Lichterketten mit etwa 2500 Glühbirnen zu je 15 Watt angeschafft worden.“ (Lübecker Nachrichten vom 24.11.1973).

Die Fotos aus dem Nachlass von Hans-Jürgen Wohlfahrt aus den 1960er und 1970er vermitteln Eindrücke, wie sich der Weihnachtsschmuck in der Inselstadt gewandelt hat.



Archivale 11/2023 - 75 Jahre Pestalozzischule Förderzentrum Ratzeburg

Die Pestalozzischule Förderzentrum Ratzeburg hat in diesem Jahr ihr 75-jähriges Jubiläum gefeiert. Ihre Schultradition reicht allerdings sogar bis ins Jahr 1947, mit dem Aufbau der ersten Hilfsschulklasse an der Mädchenschule Ratzeburg. Im einführenden Schriftstück aus der Akte  "Hilfsschule, Einrichtung und Lehrpersonen" (AZ 21004) des Ratzeburger Stadtarchivs heißt es hierzu: "Am 8. Dezember 1947 wurde an der Volkshochschule Ratzeburg eine Hilfsschulklasse mit 28 Kindern eingerichtet. Eine Hilfsschule ist eine selbständige Sondereinrichtung der allgemeinen Volksschule, die die schwachbegabten Kinder nach einem 1 - 2  jährigen erfolglosen Besuch der Volksschulunterstufe aufnimmt und durch besonders geartete Erziehungs- und Unterrichtsmethoden für das Leben ausbildet."


Die Gemeindevertretung beschloss am 3.9.1948 auf Empfehlung des Schulausschusses die Einrichtung einer zweiklassigen Hilfsschule, deren Leitung dem Hilfsschullehrer Semrau übertragen wurde. Eine Genehmigung durch das Ministerium für Volksbildung der Landesregierung wurde dafür erbeten und am 21.10.1948 erteilt.

Dokument anzeigen: Ausbau der vorhandenen Hilfsschulklasse zu einer selbständigen zweiklassigen Hilfsschule
In der ehemaligen Dänischen Kaserne in der Schrangenstraße in Höhe des Bauhofes war bis 1957 die Mädchenschule untergebracht. Ab 1957 beherbergte sie die Inselvolksschule.

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Am 16. Mai 1949 konnte die zweite Planstelle der Hilfsschule mit Lehrer Stüdtje besetzt werden. Die Schülerzahl stieg in der Folge stetig, auf 80 Kinder im Jahr 1950. Entsprechend musste die Anzahl der Schulstellen auf drei Lehrkräfte erhöht werden.

Auf Antrag des Elternbeirates vom 26.01.1954 und die Empfehlung des Schulausschusses wurde die Hilfsschule in der Magistratssitzung vom 02.02.1954 in 'Pestalozzischule' umbenannt. Als Begründung heißt es im Beschluss: "Es hat sich herausgestellt, daß der Titel "Hilfsschule" dazu führt, daß die Kinder bei der Beschaffung von Arbeitsplätzen auf Schwierigkeiten stoßen". Das Kultusministerium in Kiel genehmigte diese Umbenennung am 23.02.1954. Nach dem Auszug des Amtes Ratzeburg Land aus dem ehemaligen Präparandeum in der Barlachstraße 5, dem heutigen Kreisschulamt, erhielt die Pestalozzischule in diesem Gebäude ab 1967 vier Fachräume.

Ab 1976 sie in die Vorstadt, zunächst mit 3 Klassen ins Jugend- und Sportheim, ab 1984 dann in ein neues Gebäude am Grundschulstandort in der Mechower Straße 44. Im Zuge der Schulreform und des Neubaus der Gemeinschaftsschule Lauenburgische Seen, wechselte die Pestalozzischule 2013 wieder auf die Insel, in den Neubau der ehemaligen Ernst-Barlach-Realschule. Dort ist sie bis heute ansässig. 

Von 1961 bis 1984 leitete Ewald Karsten die Schule, der zunächst als Konrektor dort tätig war. 1984 übergab er die Leitung in die Hände von Jörg-Rüdiger Lehmann, der bis 2001 dort Rektor war. Von 2001 bis 2023 hatte Arndt Vogt die Rektorenstelle inne. 

Zurzeit werden an der Pestalozzischule Förderzentrum Ratzeburg 65 Schülerinnen und Schüler in 4 Stufen unterrichtet. Die 1. und 2. Stufe umfassen die Klassen 1 - 6, die 3. Stufe die Klassen 7 - 8 und die 4. Stufe umfasst die Klasse 9. Innerhalb der Stufen werden für die entsprechenden Unterrichtsfächer Gruppen von 8 bis 12 Schülerinnen und Schüler nach ihrer jeweiligen Lernstärke gebildet, um eine leistungshomogene Betreuung zu gewähren. Die Förderschule wird inzwischen von Schülerinnen und Schülern aus dem ganzen Kreisgebiet besucht. Es stehen 6 Klassenräume und 3 Fachräume (Musik, Kunst, EDV) zur Verfügung. 

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